Reuters

Kämpfe in Gaza drängen Bewohner immer mehr an ägyptische Grenze

11.12.2023
um 15:42 Uhr

- von Bassam Masoud und Nidal al-Mughrabi

Gaza/Kairo (Reuters) - Im Gazastreifen toben offenbar immer heftigere Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der radikal-islamischen Hamas.

Gefechte wurden am Montag aus zahlreichen Teilen des dicht besiedelten Küstengebiets gemeldet. Bewohner, die wegen des seit über zwei Monaten anhaltenden Kriegs bereits mehrfach fliehen und ihre Unterkünfte aufgeben mussten, berichteten von Menschen, die nicht nur durch Bombardements umkämen, sondern auch wegen der Kälte und fehlender Lebensmittel. "Ich rechne damit, dass die öffentliche Ordnung bald vollständig zusammenbricht", sagte UN-Generalsekretär Antonio Guterres am Sonntag. Es sei möglich, dass sich die Lage weiter verschlimmere durch die Ausbreitung von Krankheiten und eine Massenvertreibung nach Ägypten, dem einzigen anderen Land neben Israel, das an den Gazastreifen grenzt.

Militante Palästinenser und mehrere Bewohner meldeten zum Wochenbeginn unter anderen neue Gefechte aus der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens. Kämpfer würden israelische Panzer daran hindern, weiter in den Westen der Stadt vorzustoßen. Auch im Norden des Gazastreifens, der zu Beginn des Kriegs Fokus der israelischen Militäroffensive war, wurde den Angaben zufolge weiter heftig gekämpft. Israel hat dort nach eigener Darstellung seine Kriegsziele eigentlich weitgehend erreicht.

In Israel wiederum ertönte wegen neuen Raketenbeschusses aus dem Gazastreifen in mehreren Orten Luftalarm, darunter auch in Tel Aviv. Bewohner suchten Zuflucht in Schutzräumen. Der bewaffnete Flügel der Hamas erklärte, er beschieße die Stadt als Reaktion auf "die zionistischen Massaker an Zivilisten".

Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht. Der Leiter des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA), Philippe Lazzarini, schrieb in einem Beitrag für die "Los Angeles Times", die aus ihren Häusern und Wohnungen vertriebenen Bewohner des Gazastreifens würden immer näher an die stark befestigte Grenze zu Ägypten gedrängt. "Die Entwicklungen, die wir beobachten, deuten auf Versuche hin, Palästinenser nach Ägypten zu bewegen."

Ägypten will einen massenhaften Ansturm von Gaza-Bewohnern auf sein Territorium verhindern. Der jordanische Außenminister Ajman Safadi hatte Israel am Wochenende vorgeworfen, mit dem Krieg gegen die Hamas eine systematische Politik der Vertreibung der Palästinenser aus dem Gazastreifen zu betreiben. Ein israelischer Regierungssprecher wies dies als "unerhört und falsch" zurück.

Angesichts der schweren Kämpfe und der immer prekärer werdenden humanitären Lage dringen zahlreiche Staaten auf eine neue Feuerpause. Israel lehnt dies allerdings ab mit der Begründung, dass davon in erster Linie die Hamas profitieren würde, indem sie neue Kraft schöpfe.

Der Konflikt beschäftigte auch ein EU-Außenminister-Treffen in Brüssel. Diskutiert wurden unter anderem mögliche Sanktionen gegen die Hamas, aber auch gegen israelische Siedler, die für Gewalt im Westjordanland verantwortlich gemacht werden.

(geschrieben von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)