Reuters

Immobilien-Lobby - Bei weniger Standards könnte mehr und günstiger gebaut werden

12.12.2023
um 12:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wohn- und Immobilienbranche plädiert für das Aufweichen von Bau-Standards, um Kosten zu senken und so mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen zu können.

Kostengünstiger und doch nutzerfreundlich zu bauen sei in der aktuell angeschlagenen Wirtschaftslage wichtiger denn je, teilte die Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID) am Dienstag mit. Nach geltendem Baurecht müssten viele technische Regelungen und Standards beachtet werden - "ohne Rücksicht darauf, ob und in welchem Umfang diese wirklich notwendig sind". Oft könnte einfacher und damit auch erheblich billiger gebaut werden, wenn es denn möglich wäre, dies zwischen Auftraggebern und Wohnungskäufern auf der einen sowie Bauausführenden und Auftragnehmern auf der anderen Seite rechtssicher vertraglich festzulegen.

Derzeit sei es aber kaum möglich, Abweichungen von sogenannten DIN-Normen rechtssicher zu vereinbaren. "Bauherren und Projektentwickler sehen sich sonst enormen Gewährleistungsansprüchen ausgesetzt." Ein Gutachten im Auftrag der BID kommt zum Ergebnis, "dass die Absenkung technischer Anforderungen ohne nennenswerte Einschränkung der Wohnqualität möglich ist". Es müsse gelingen, "rechtssicher einen guten Standard zu vereinbaren, der zwar nicht maximales Premium, aber doch von guter Qualität ist", sagte Dirk Salewski, stellvertretender BID-Vorsitzender und Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). "Allerhöchster Standard bei gleichzeitig geringen Kosten ist unmöglich."

Gutachter Stefan Leupertz erklärte in seiner Analyse, das Umsetzen diverser Vorschläge würde alleine kaum ausreichen, "um die derzeitige Spannungssituation im Wohnungsbau zu bereinigen". Es wäre aber ein wesentlicher Bestandteil für eine Lösung in absehbarer Zeit. Zum Bündnis BID gehören auch der Verband von Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW), Immobilienverwalter (VDIV), Immobilienberater und -makler (IVD), Pfandbriefbanken (vdp) und der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA).

Die deutsche Baubranche leidet massiv unter dem Einbruch im Wohnungsbau und rechnet deshalb erstmals seit 2009 mit dem Verlust von Arbeitsplätzen. In diesem Jahr dürfte die Zahl der Beschäftigten um fast 7000 sinken und 2024 um weitere 30.000 auf 890.000 zurückgehen, wie der Bauverband ZDB jüngst mitteilte.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)