Reuters

Börsen steigen nach Zinsentscheiden - Dax knackt 17.000-Marke

14.12.2023
um 16:02 Uhr

- von Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska

Frankfurt (Reuters) - Die Zinsentscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank Fed sorgen für gute Laune an den Börsen.

Der Dax blieb nach dem EZB-Beschluss am Donnerstagnachmittag im Plus und gewann 0,6 Prozent auf 16.854 Punkte. Zuvor hatte er erstmals in seiner 35-jährigen Geschichte die Marke von rund 17.000 Punkten geknackt - in der Spitze kletterte er um 1,4 Prozent auf 17.003,28 Zähler. Der EuroStoxx50 rückte um 0,7 Prozent auf 4562 Zähler vor. Auch die Futures für die wichtigsten US-Indizes lagen im Plus und deuteten damit auf steigende Kurse zu Handelsbeginn.

Die EZB beschloss auf ihrer letzten geldpolitischen Sitzung in diesem Jahr wie erwartet, den Leitzins bei 4,50 Prozent zu belassen. Am Finanzmarkt wird angesichts einer zuletzt deutlich abebbenden Inflation bereits auf eine erste Zinssenkung im Frühjahr 2024 gewettet. Experten mahnten zu Vorsicht. "Hoffentlich belässt die EZB ihre Leitzinsen lange genug auf dem derzeitigen Niveau. Sie darf nicht wegen ein paar überraschend niedriger Inflationsdaten einknicken", sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. "Denn die Inflation sinkt vor allem deshalb, weil die massiven Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln sowie die Materialengpässe abebben. All das bremst zurzeit sogar die Preise für Dienstleistungen." Wegen der stark steigenden Löhne dürfte sich die Inflation 2024 allerdings eher bei drei als bei den von der EZB angepeilten zwei Prozent einpendeln.

ROHSTOFFANLEGER SETZEN AUF ANZIEHENDE NACHFRAGE

Die Euphorie an den Aktienmärkten hatte bereits der Zinsausblick der US-Notenbank Fed vom Vorabend geschürt. Die Zinssenkungsfantasien der Investoren beflügelten die Wall Street, der Dow Jones schloss am Mittwoch auf einem Allzeithoch. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte baldige Zinssenkungen, nachdem die Währungshüter den geldpolitischen Schlüsselsatz zum dritten Mal in Serie in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent belassen hatten. Im Mittel gehen die Notenbanker davon aus, dass der Leitzins nächstes Jahr um 0,75 Prozentpunkte nach unten gehen wird.

Die Gefahr eines Rücksetzers am Aktienmarkt nimmt nach Einschätzung von Experten jedoch zu, je länger die Rekordjagd andauert. Ein Gradmesser dafür sei der "Fear & Greed Index" von CNN Business, sagte Christian Henke vom Broker IG. Dieser soll die Emotionen der Anleger an der Börse messen. Der Index befinde sich im "Sektor Gier", kurz vor dem Eintritt in den Marktzustand "Extreme Gier", erläuterte Henke. "Damit mehren sich die Warnsignale für eine Überhitzung an der Wall Street." Steige der Index weiter, müssten die Investoren mit einer bevorstehenden Korrektur rechnen.

ROHSTOFFPREISE IM AUFWIND - DOLLAR UNTER DRUCK

Am Rohstoffmarkt griffen die Anleger vor allem bei Öl und dem Industriemetall Kupfer zu. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich um jeweils rund 2,5 Prozent auf 75,98 und 71,11 Dollar je Fass. Der Preis für Kupfer stieg ebenfalls 2,6 Prozent auf 8550 Dollar je Tonne. Bergab ging es dagegen für die US-Währung. Der Dollar-Index fiel um 0,4 Prozent und erreichte mit 102,425 Punkten den tiefsten Stand seit Mitte August.

Unter den Einzelwerten am deutschen Aktienmarkt waren vor allem die Immobilienwerte gefragt, die wegen höherer Refinanzierungskosten besonders unter dem Zinserhöhungsmarathon der Notenbanken gelitten hatten. Die Vonovia-Aktie war mit einem Plus von 8,3 Prozent einer der größten Gewinner. Im MDax legten Aroundtown Properties und LEG Immobilien knapp elf und knapp sieben Prozent zu. Der europäische Branchenindex kletterte um 5,6 Prozent. Das Nachsehen hatten die Finanz- und Versicherungswerte. Die Titel der Hannover Rück und der Münchener Rück notierten im Dax jeweils rund drei Prozent schwächer.

(redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)