Reuters

Mutmaßliche Hamas-Mitglieder in Deutschland festgenommen

15.12.2023
um 08:42 Uhr

Berlin/Kopenhagen/Tel Aviv (Reuters) - In Deutschland, den Niederlanden und Dänemark sind nach Angaben von Sicherheitsbehörden mehrere Personen mit dem Verdacht festgenommen worden, Anschläge gegen jüdische Einrichtungen in Europa geplant zu haben.

Wie der Generalbundesanwalt in Karlsruhe am Donnerstag mitteilte, wurden drei Personen in Berlin und ein weiterer Verdächtiger in Rotterdam festgenommen. Alle vier seien der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung verdächtig und mutmaßliche Hamas-Mitglieder. Den Ermittlungen zufolge sollten Waffen nach Berlin geschafft und für mögliche Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Europa bereitgehalten werden.

Die dänische Polizei teilte mit, in Dänemark seien drei Personen wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Anschlags festgenommen worden. "Die Ermittlungen haben ergeben, dass ein Netzwerk von Personen einen Terrorakt vorbereitet hat", sagte der Chef des dänischen Inlandsgeheimdiensts PET, Flemming Drejer, bei einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Ob ein Zusammenhang zwischen den Festnahmen in Dänemark und jenen in Deutschland und den Niederlanden besteht, blieb zunächst offen.

Der israelische Geheimdienst Mossad erklärte dagegen nach Angaben des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass die dänischen Behörden eine "Hamas-Infrastruktur auf europäischem Boden" aufgedeckt und sieben Personen festgenommen hätten. Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri entgegnete, dass keine Mitglieder der Organisation in Europa festgenommen worden seien.

Der dänische Geheimdienst hatte im August erklärt, dass sich die Bedrohungslage für Dänemark verschärft habe, nachdem islamfeindlichen Aktivisten im Sommer mehrere Koran-Exemplare beschädigt hatten. Die nun erfolgten Festnahmen und Razzien basierten auf intensiven Ermittlungen in enger Zusammenarbeit mit Partnern im Ausland, erklärte der PET-Chef. "Dies ist eine äußerst ernste Angelegenheit", sagte die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen der Nachrichtenagentur Ritzau am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.

Die niederländische Polizei teilte mit, dass ein 57-jähriger Mann in Rotterdam auf Ersuchen der deutschen Behörden im Rahmen einer deutsch-dänischen Untersuchung festgenommen worden sei. Die niederländische Terrorabwehr NCTV hat in dieser Woche die Bedrohungsstufe für das Land unter Verweis auf den Krieg zwischen Israel und der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas im Gazastreifen auf die zweithöchste Stufe vier angehoben.

Unterdessen betonte Bundesinnenministerin Nancy Faeser, dass der Schutz von Jüdinnen und Juden höchste Priorität habe. "Wir haben die islamistische Szene im Visier", sagte sie. Man gehe mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen diejenigen vor, die das Leben von Menschen jüdischen Glaubens und die Existenz des Staates Israel bedrohen.

(Bericht von Louise Breusch Rasmussen, Jacob Gronholt-Pedersen, Ari Rabinovitch, Alexander Ratz; geschrieben von Andreas Rinke und Philipp Krach; redigiert von Scot W. Stevenson. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)