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US-Verteidigungsminister diskutiert in Israel neue Phase des Gaza-Kriegs

18.12.2023
um 13:07 Uhr

Gaza/Jerusalem (Reuters) - Die USA dringen auf eine neue Phase im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin wollte dazu nach Angaben von Regierungsvertretern in Israel auf höchster Ebene Gespräche führen.

Israels intensive Boden- und Luftangriffe "können nicht immer so weiter gehen", sagte ein US-Delegationsvertreter bei der Ankunft des Ministers am Montag. Dies sei nur eine Phase des Einsatzes. Man wolle die Israelis bei ihren Überlegungen für eine Übergangsphase unterstützen, wenn die Bodenoffensive beendet sei. Vorgesehen seien unter anderem Treffen Austins mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie Verteidigungsminister Joaw Gallant.

Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels. Sie haben aber wie andere westliche Staaten angesichts der hohen Opferzahlen unter den Palästinensern auch das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt angesprochen. Im UN-Sicherheitsrat kursiert Diplomaten zufolge ein Resolutionsentwurf, demzufolge Israel und die Hamas mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen ermöglichen sollen. Über den Vorschlag könnte noch am Montag abgestimmt werden. Ob ein solcher Beschluss zustande kommt, den die Vereinigten Arabischen Emirate entworfen haben, hängt maßgeblich von der Haltung der USA ab, die ihn mit aufgrund ihres Vetorechts blockieren könnten.

Die Hamas hatte bei ihrem Überfall am 7. Oktober über 1200 Israelis getötet und über 200 Menschen als Geiseln verschleppt. Seit Beginn der israelischen Angriffe auf die Hamas im Gazastreifen sollen laut der von der Extremistenorganisation kontrollierten Gesundheitsbehörde um die 19.000 Palästinenser getötet worden sein. Israel wiederum verzeichnet eigenen Angaben zufolge 126 getötete Soldaten. Ministerpräsident Netanjahu hat angekündigt, den Einsatz so lange weiterführen zu wollen, bis die Hamas vernichtet sei. Auf Zivilisten nehme man größtmögliche Rücksicht, die Hamas nutze sie aber als menschliche Schutzschilde.

HUMAN RIGHTS WATCH: ISRAEL SETZT HUNGER ALS KRIEGSWAFFE EIN

Die Hamas-Gesundheitsbehörde meldete 90 getötete Palästinenser nach einem israelischen Luftangriff am Sonntag auf das Flüchtlingslager Dschabalia im Norden des Gazastreifens. In Deir al-Balah sprachen Rettungskräfte von zwölf toten Palästinensern und Dutzenden Verletzten. Beim Angriff auf ein Haus im Süden des Gazastreifens habe es vier Tote gegeben. Das Donnern der Explosion sei so laut wie ein Erdbeben gewesen, sagte Anwohner Mahmud Dscharbu zu Reuters.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch warf Israel vor, Hunger und Durst als Waffe im Gaza-Krieg einzusetzen. Der Transport von Nahrung, Wasser oder Sprit in den Gazastreifen werde unterbunden. Die führenden Staaten in der Welt sollten "diese abscheuliche Art der Kriegsführung verurteilen", heißt es in einem Bericht der Organisation.

(Bericht Reuters Büros, Michelle Nichols; geschrieben von: Markus Wacket; redigiert von Christian Rüttger Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)