Reuters

Israel bombardiert südlichen Gazastreifen

19.12.2023
um 10:57 Uhr

(Weitgehend neu)

Gaza/Jerusalem (Reuters) - Bei israelischen Luftangriffen im Süden des Gazastreifens sind nach palästinensischen Angaben mindestens 20 Menschen getötet worden.

Im Gebiet von Rafah an der Grenze zu Ägypten seien drei Häuser zerstört worden, teilte die von der radikal-islamischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde am Dienstag mit. In der Ortschaft Chan Junis ebenfalls im Süden des Küstenstreifens berichteten Anwohner von heftigen Kämpfen zwischen israelischen Streitkräften und Hamas-Kämpfern. Demnach beschoss Israel mit Panzern und Flugzeugen Ziele in der Nähe des Zentrums der Stadt.

Zehntausende Palästinenser haben in den vergangenen Wochen vom Norden des Gazastreifens aus auf Geheiß Israels im vermeintlich sicheren Süden Schutz gesucht. Am Montag hatte die Gesundheitsbehörde mitgeteilt, seit Beginn der israelischen Gegenangriffe seien in dem Palästinensergebiet 19.453 Menschen getötet und rund 52.300 verletzt worden. Israel reagiert mit dem Feldzug auf das Massaker von Hamas-Kämpfern am 07. Oktober, bei dem rund 1200 Menschen - zumeist Zivilisten - getötet und etwa 240 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren.

"WIR WOLLEN FRIEDEN"

Nach Angaben eines Vertreters der Weltgesundheitsorganisation WHO haben rund 4000 Menschen auf dem Gelände des Nasser-Krankenhauses in Chan Junis Zuflucht gesucht. Sie seien nun den israelischen Angriffen ausgesetzt, sagte Richard Peeperkorn. Das Kamal-Adwan-Hospital im Norden des Gazastreifens sei nach einer Erstürmung israelischer Soldaten vergangene Woche mittlerweile nicht mehr funktionsfähig. Die Patienten hätten evakuiert werden müssen. "Wir können es uns nicht mehr leisten, Krankenhäuser zu verlieren", mahnte Peeperkorn, der die WHO in Gaza vertritt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat mehrfach das Ziel ausgegeben, die Hamas zu vernichten. International wächst angesichts des Leids der Zivilbevölkerung aber die Kritik am Vorgehen der Streitkräfte. Der vierfache Vater Raed musste seine Familie bereits zwei Mal evakuieren. Die Menschen in Gaza seien erschöpft, sagte der 45-Jährige. "Geld ist nichts mehr wert, es ist nichts mehr zu bekommen", berichtete er. "Wir mussten mitten in der Nacht aus den Betten, überlebten die Bombardierung und suchten auf den Straßen nach Nahrung, wir sind müde", sagte er in Rafah. "Wir wollen Frieden, einen Waffenstillstand, Waffenruhe, wie auch immer sie es nennen, aber bitte beendet den Krieg."

(Bericht von Bassam Masoud, Phil Stewart und James Mackenzie; Bearbeitet von Alexander Ratz; Redigiert von; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)