Reuters

Europas Börsen im vorweihnachtlichen Ruhemodus

19.12.2023
um 13:12 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Europas Anleger lassen es nach der Rally in der vergangenen Woche weiter ruhig angehen.

Der Dax legte am Dienstag nach einem schwachen Wochenauftakt um 0,3 Prozent auf 16.705 Punkte zu; der EuroStoxx50 zog ähnlich stark auf 4533 Zähler an. "Seit dem kurzzeitigen Sprung über die 17.000 fehlt es dem Dax an Schwung", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Zugleich fehle bei vielen Anlegern weiterhin die Bereitschaft, Gewinne vor dem Fest mitzunehmen, sagte Jochen Stanzl, Analyst bei CMC Markets.

Im Fokus der Anleger steht angesichts des nachlassenden Preisdrucks die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten erwarteten Zinssenkung im kommenden Jahr. Der Preisauftrieb in der Euro-Zone hat zuletzt merklich nachgelassen und damit die Europäische Zentralbank (EZB) ihrem Inflationsziel von 2,0 Prozent näher gebracht. Die Verbraucherpreise legten im November nur noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu, wie das Statistikamt Eurostat am Dienstag mitteilte und damit eine erste Schätzung bestätigte.

Aus Sicht von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sollte die EZB irgendwann im Laufe des Jahres 2024 die Zinsen senken. Unterdessen blieb die Bank of Japan bei ihrer laxen geldpolitischen Linie. Nach dem Festhalten an ihrer ultralockeren Geldpolitik atmeten Anleger in Japan auf. "Der Zeitpunkt für eine Zinsanhebung muss nun wohl von März auf das zweite Quartal 2024 verschoben werden", sagte Stanzl. "Während westliche Zentralbanken erst noch beobachten wollen, ob die Inflation stabil auf zwei Prozent fällt, will die Bank of Japan abwarten, ob die Inflation stabil auf zwei Prozent steigt."

ÖLPREIS STABIL - NUCERA HEBT AB

Am Rohölmarkt stabilisierten sich unterdessen die Preise, nachdem Angriffe von Huthi-Rebellen auf Schiffe im Roten Meer zuletzt Sorgen über Störungen der Ölversorgung geschürt und die Preise angetrieben hatten. Die Rohölsorte Brent aus der Nordsee und die leichte US-Sorte WTI lagen kaum verändert bei 78,06 und 72,53 Dollar pro Barrel. Die tatsächlichen Auswirkungen auf die Ölströme durch die Angriffe auf Schiffe seien wahrscheinlich begrenzt, sagte John Evans vom Ölmakler PVM. "Die Angriffe haben nichts getroffen, was die Produktion beeinträchtigen würde." Auch die Analysten von Goldman Sachs rechneten nicht mit großen Auswirkungen auf die Preise für Rohöl und Flüssigerdgas. Für Beruhigung sorgte auch die von den USA angekündigte Gründung einer multinationalen Allianz zur Sicherung der Seewege im Roten Meer.

Bei den Einzelwerten bescherten die rosigen Aussichten für Wasserstoff in der künftigen Energieversorgung den Aktien von Nucera ein Rekordplus. Die Papiere der Wasserstoff-Tochter von Thyssenkrupp legten um bis zu 15,8 Prozent zu. "Die Aktie ist gestern schon nach den Zahlen angezogen und heute kürzen Analysten zwar ihre Kursziele, bleiben aber positiv und sehen an den neuen Zielen gemessen noch viel Potenzial", sagte ein Händler. Positiv sei auch, dass Deutschland und sechs weitere europäische Staaten zugesagt haben, bis 2035 alle Kraftwerke mit CO2-Ausstoß aus ihren Stromnetzen zu verbannen.

Nach oben ging es mit einem Kursplus von mehr als zwei Prozent auch für Covestro. Der Ölkonzern Adnoc aus dem Emirat Abu Dhabi will einem Medienbericht zufolge in den kommenden Tagen eine erhöhte Übernahme-Offerte für den Leverkusener Kunststoffkonzern vorlegen. "Dies könnte den Weg für eine Due-Diligence-Prüfung freimachen, nachdem Covestro die früheren Angebote des Unternehmens aus Abu Dhabi als zu niedrig angesehen hat", sagte ein Händler.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)