Reuters

USA starten Allianz zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer

19.12.2023
um 13:12 Uhr

Manama/Dubai (Reuters) - Die USA haben eine internationale Allianz zum Schutz der Handelsschifffahrt im Roten Meer auf den Weg gebracht.

Doch die Huthi-Rebellen im Jemen, die sich mit der Hamas im Gazastreifen solidarisch erklärt haben und immer häufiger Frachter vor der von ihnen kontrollierten Küste attackieren, zeigten sich am unbeeindruckt. Sie würden ihre Angriffe im Roten Meer fortsetzen, sagte der führende Vertreter der Huthi, Mohammed Abdelsalam, dem Fernsehsender Al Dschasira. "Was die Marineeinsätze angeht - sie sind in vollem Gange. Und vielleicht werden keine zwölf Stunden ohne einen Einsatz vergehen." Auch am Dienstag wurden Angriffe auf Handelsschiffe gemeldet, immer mehr Reedereien meiden die Route durchs Rote Meer - um den Preis deutlich längerer Wege und höherer Kosten.

"Dies ist eine internationale Herausforderung, die kollektives Handeln erfordert", sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Manama, der Hauptstadt von Bahrain am Persischen Golf. Daher gebe es nun die Operation Prosperity Guardian. Dieser multinationalen Sicherheitsinitiative hätten sich Großbritannien, Bahrain, Kanada, Frankreich, Italien, die Niederlande, Norwegen, die Seychellen und Spanien angeschlossen. Offenblieb allerdings, ob diese Staaten auch bereit sind, wie die USA, die bereits Kriegsschiffe im Roten Meer haben, Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi abzuschießen und angegriffenen Handelsschiffen zu Hilfe zu eilen.

Austin verurteilte bei einer virtuellen Konferenz mit Vertretern aus mehr als 40 Ländern das "rücksichtslose Vorgehen der Huthi". Der US-Verteidigungsminister forderte laut Redetext die anderen Länder auf, ihren Beitrag zu leisten. "Wir sind alle hier, weil viele Länder direkt zu unseren gemeinsamen Bemühungen beitragen können, strategische Wasserstraßen sicher zu halten."

Frankreich erklärte, es werde sich den Bemühungen anschließen, die Angriffe der Huthi zu unterbinden. Italien kündigte die Entsendung einer Fregatte in das Gebiet an. Im Bundesverteidigungsministerium in Berlin hieß es, ein Einsatz werde nach wie vor geprüft. Offen ist, ob dafür ein Mandat des Bundestages nötig wäre. Russland wird sich an der Allianz nicht beteiligen. "Wir nehmen an diesem Einsatz nicht teil", sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow.

HUTHI: ZIEL SIND NUR SCHIFFE MIT VERBINDUNG ZU ISRAEL

Die Huthi-Rebellen erklärten, sie würden ihre Haltung zum Krieg im Gazastreifen nicht ändern. Das von den USA initiierte Bündnis für die Sicherheit im Roten Meer sei "im Wesentlichen unnötig", der führende Vertreter der schiitischen Rebellen, Mohammed Abdulsalam, der Nachrichtenagentur Reuters. Denn alle an den Jemen grenzenden Gewässer seien sicher. Eine Ausnahme gelte für israelische Schiffe oder Schiffe, die Israel ansteuerten, wegen dessen "ungerechtfertigten aggressiven Krieges gegen Palästina". Die Huthi haben bereits mehrfach Schiffe im Roten Meer angegriffen sowie Ziele im rund 1600 Kilometer entfernten Israel mit Raketen beschossen.

Das britische Amt für Seeschifffahrt (UKMTO) erhielt am Vormittag Informationen über einen Vorfall in der Nähe von Dschibuti. Dieser habe sich 80 Seemeilen nordöstlich von Dschibuti an der Mündung des Roten Meeres ereignet, teilte das UKMTO mit. Dschibuti liegt am Horn von Afrika - gegenüber liegt der Jemen auf der arabischen Halbinsel. Zwischen beiden Staaten befindet sich die Meerenge Bab al-Mandab, die das Rote Meer mit dem Golf von Aden verbindet. Dies ist eine der wichtigsten Routen für Frachtschiffe zwischen Afrika und Asien sowie über den Suez-Kanal am nördlichen Ende des Roten Meeres nach Europa.

Zuvor hatte die britische Firma für Schifffahrtssicherheit Ambrey einen Bericht über einen Angriff von Piraten auf ein Schiff etwa 17 Seemeilen westlich der jemenitischen Hafenstadt Aden erhalten. Der Enterversuch sei erfolglos gewesen, die Besatzung sei unverletzt, teilte Ambrey mit. Aden liegt an der Südküste des Jemens - gegenüber von Somalia am Horn von Afrika. Somalische Piraten hatten bis vor wenigen Jahren eine erhebliche Gefahr für die Schifffahrt bedeutet, weil sie zahlreiche Frachter angegriffen und gekapert hatten.

(Bericht von: Phil Stewart, Mohammed Ghobari, Yuka Obayashi, Lisa Barrington, Nayera Abdallah, Dmitry Antonov, Alvise Armellini, Angelo Amante, Sabine Ehrhardt, Alexander Ratz; redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)