Reuters

Signa Holding soll Beteiligungen wie Chrysler Building verkaufen

19.12.2023
um 15:27 Uhr

Düsseldorf/Wien (Reuters) - Die angeschlagene Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko muss sich in ihrem Insolvenzverfahren von wichtigen Immobilien-Beteiligungen wie dem Chrysler Building in New York trennen.

Auch Anteile an den Zeitungen "Kurier" und "Kronen Zeitung" werden zum Verkauf gestellt. "Für den beschleunigten Verkauf von Beteiligungen und Vermögen wurde ein Verwertungsplan in Gang gesetzt", teilte Sanierungsverwalter Christof Stapf am Dienstag bei der Gläubigerversammlung in Wien mit. Neben der Verwertung etwa des Privatjets der Signa Holding gebe es auch Gespräche über die Beteiligung an der Signa RFR US Selection AG, zu deren Immobilienprojekten unter anderem das prestigeträchtige Chrysler Building zählt. Wichtige Signa-Immobiliengesellschaften wie Signa Development und Signa Prime sollen stabilisiert werden - ebenso wie die Signa Retail, zu der auch die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört. Stapf beklagte die komplexen Strukturen der Signa - und teils mangelnde interne Kontrollen.

Stapf versucht sich einen Überblick über das weit verzweigte Signa-Reich zu verschaffen und will nun auch Transaktionen aus der Vergangenheit prüfen. Das Beratungsunternehmen Deloitte soll ihn bei der Aufarbeitung unterstützen.

Benkos Signa Holding hat mit über fünf Milliarden Euro an Schulden die bisher größte Insolvenz in Österreich hingelegt und am 29. November das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Handelsgericht in Wien gab dem Antrag statt und ernannte Stapf zum Insolvenzverwalter. In Deutschland haben kleinere Signa-Töchter ebenfalls Insolvenzanträge gestellt. Insider gehen davon aus, dass noch weitere Firmen aus Benkos weit verzweigtem Reich folgen werden. Stapf legte der Gläubigerversammlung der Holding nun seinen ersten Zwischenbericht vor. Danach haben bislang 43 Gläubiger Forderungen in einer Höhe von rund 1,13 Milliarden Euro geltend gemacht. Insgesamt hat die Holding 273 Gläubiger, darunter auch Großbanken und deutsche Sparkassen sowie vermögende Investoren. Bis zum 15. Januar 2024 können Forderungen gemeldet werden.

Zur Finanzierung des komplexen Verfahrens braucht Stapf Geld - denn die von Benko zugesagten Zuschüsse über drei Millionen Euro dürften nicht ausreichen, teilte er weiter mit. Die Fortführung des Verfahrens erfordere "außerdem die Wiedererlangung der Kontrolle über einzelne Teile der Signa-Unternehmensgruppe, soweit dies überhaupt noch möglich ist". Stapf sprach sich deshalb für die Schaffung eines gruppenübergreifenden Lenkungsgremiums aus, das für die Restrukturierung der gesamten Gruppe zuständig sein solle.

KOMPLEXE STRUKTUREN UND FEHLENDE KONTROLLE

Aus dem Insolvenzantrag der Holding gehe hervor, dass Benkos Dachgesellschaft über 53 direkte Beteiligungen an Firmen und mittelbare Beteiligungen an mehreren hundert weiteren Gesellschaften verfüge, hieß es weiter. Signa habe äußerst komplexe Strukturen geschaffen: Das vorläufige Organigramm der Gruppe per Ende September umfasse "insgesamt 46 Seiten im A3-Format". Und damit nicht genug: "Die Überprüfung hat ergeben, dass im Bereich des mittleren Managements der Gruppe ein Mangel an Managementkapazitäten mit übergreifendem Wissen besteht und die Holding ihrer Kontrollfunktion zuletzt nur mehr teilweise nachgekommen ist."

Zudem müssten auch noch Geschäfte der Signa aus der Vergangenheit geprüft werden. Erst danach könne überprüft werden, ob der von Signa angebotene Sanierungsplan angemessen sei. Immerhin arbeiteten die Signa-Vertreter "konzentriert mit dem Sanierungsverwalter zusammen". Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren könne damit bestehen bleiben. Für die Gläubiger muss dabei laut österreichischem Recht eine Quote von mindestens 30 Prozent herausspringen.

(Bericht von Tom Sims, Francois Murphy und Matthias Inverardi, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)