Reuters

Dax-Anleger machen vor Weihnachten Kassen

21.12.2023
um 12:32 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Kurz vor Weihnachten treten die Anleger am deutschen Aktienmarkt auf die Bremse.

Der Dax verlor am Donnerstag bis zu 0,6 Prozent auf 16.625 Zähler und entfernte sich damit weiter von der 17.000er Marke, die er in der vergangenen Woche erstmals in seiner Geschichte übersprungen hatte. Der EuroStoxx50 gab 0,5 Prozent nach. Einige Anleger nähmen vor dem Fest offenbar Gewinne mit, sagte ein Börsianer. Auf Jahressicht kommt der deutsche Leitindex auf ein Plus von gut 20 Prozent. Spekulationen auf baldige Zinssenkungen in den USA und im Euro-Raum hatten die Rally am deutschen Aktienmarkt zuletzt deutlich angefacht.

"Nach der Zinssenkungseuphorie, ausgelöst durch die letzte US-Notenbanksitzung, interessiert man sich an der Börse jetzt für den Zeitpunkt, wann mögliche Zinssenkungen ihre Wirkung entfalten", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Auch wenn die Europäische Zentralbank (EZB) im Frühjahr die Leitzinsen ein erstes Mal senken sollte, dürfte der Effekt erst Monate später zu spüren sein. "In der Zwischenzeit kann sich das Wachstum weiter abgekühlt haben", meint Stanzl.

KÖNNEN DIE NOTENBANKEN DIE HOHEN ERWARTUNGEN ERFÜLLEN?

Ob sich die hohen Erwartungen einer raschen geldpolitischen Lockerung jedoch überhaupt erfüllen, steht in den Sternen. Die Präsidentin der Europäische Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, war Spekulationen auf baldige Zinssenkungen im Euro-Raum zuletzt entgegen getreten. Auch US-Währungshüter versuchten die Euphorie an den Börsen in den vergangenen Tagen zu dämpfen. Angesichts der Ungewissheit bezüglich des weiteren Zinspfads traten der Greenback und der Euro auf der Stelle. Der Dollar-Index lag bei 102,37 Zählern, die Gemeinschaftswährung bei 1,0940 Dollar.

Eindeutiger waren die Bewegungen am Anleihenmarkt. Dort gingen die Renditen wegen der anhaltenden Zinsspekulationen weiter in den Keller - die Verzinsung der zehnjährigen italienischen Bonds fiel um vier Basispunkte auf 3,566 Prozent, den niedrigsten Stand seit Ende August 2022. Die Rendite der deutschen Pendants markierte mit 1,946 Prozent ein frisches Neun-Monats-Tief.

Neue Hinweise zur künftigen Zinspolitik erhofften sich die Anleger von den am Nachmittag erwarteten US-Konjunkturdaten, darunter die endgültigen Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal. Vorläufigen Schätzungen zufolge stieg das BIP von Juli bis September auf das Jahr hochgerechnet um 5,2 Prozent. Die Wirtschaft hätte sich damit trotz der straffen Geldpolitik in den USA als überraschend robust erwiesen.

COMMERZBANK IM AUFWIND - GRÜNES LICHT FÜR AKTIENRÜCKKAUF

Unter den Einzelwerten hatten die Autowerte das Nachsehen. Porsche, Volkswagen

Nach oben ging es im Dax auch für Covestro, die 0,7 Prozent auf 53,94 Euro zulegten. Der Ölriese Adnoc aus Abu Dhabi greift Insidern zufolge für die Übernahme des Kunststoffkonzerns tiefer in die Tasche. Adnoc habe ein unverbindliches Angebot von rund 60 Euro je Covestro-Aktie auf den Tisch gelegt, sagten zwei Personen mit Kenntnis der Angelegenheit. Adnoc hatte sein Interesse an Covestro schon im Sommer bekundet und Insidern zufolge zunächst 55 Euro je Aktie geboten, die Offerte dann aber auf 57 Euro je Aktie erhöht. Auch über einen Preis von 60 Euro war schon spekuliert worden.

(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)