Reuters

Deutsche skeptisch zur Konjunktur 2024 - aber kaum Angst vor Jobverlust

03.01.2024
um 13:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Gut die Hälfte der Deutschen rechnet für 2024 einer Umfrage zufolge mit einem weiteren Verschlechtern der allgemeinen wirtschaftlichen Lage.

Eine bessere Situation erwarten nur 15 Prozent und eine Stagnation 31 Prozent, wie am Mittwoch aus einer Erhebung der Beratungsfirma EY unter mehr als 1000 Verbraucherinnen und Verbrauchern hervorging. Die Zufriedenheit mit den eigenen Finanzen liegen unverändert bei 25 Prozent - und damit weiter auf dem niedrigsten Niveau seit der Finanzkrise 2008. Die Kosten für Lebensmittel, Heizung und viele Dienstleistungen seien noch einmal deutlich gestiegen, sagte EY-Deutschland-Chef Henrik Ahlers. "Für viele Menschen in Deutschland wird der Krisenmodus zum neuen Normalzustand." Allerdings sorge die sinkende Inflation für Hoffnung.

Der Anteil der Befragten, die insgesamt eher optimistisch in die Zukunft blicken, ist im Vergleich zum Vorjahr von 44 auf 49 Prozent gestiegen. Damit sind die Pessimisten laut Umfrage aber mit 51 Prozent immer noch leicht in der Überzahl. Zum Vergleich: Ende 2019 - also vor Ausbruch der Corona-Pandemie - lag der Anteil der Optimisten noch bei 75 Prozent. Die vielen Krisen in den vergangenen Jahren hätten Spuren hinterlassen, sagte Ahlers. Es sei zwar wichtig, realistisch auf die Dinge zu schauen. "Aber wir müssen auch aufpassen, dass wir Deutschen nicht zur depressiven Nation werden und Chancen und positive Entwicklungen aus dem Blick verlieren."

Trotz der Krisenstimmung machen sich relativ wenige Deutsche akute Sorgen um ihren Arbeitsplatz. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) hält ihren Job für sehr sicher, mehr als ein weiteres Drittel (37 Prozent) für "eher sicher". Sorgen machen sich die Menschen vor allem über die Auswirkungen der Migration und gestiegen Zahl von Geflüchteten (59 Prozent) sowie der Kriege im Ausland (58 Prozent).

Trotz der Flaute und drohender Rezession sei Deutschland konjunkturell nicht der kranke Mann Europas, sagte Ahlers. Allerdings sei die Bundesrepublik aktuell "mit Sicherheit kein Wachstumsmotor und Innovationstreiber mehr". Dies könne sich wieder ändern, wenn die Politik Probleme bei Bildung, Infrastruktur und Digitalisierung in den Griff bekomme.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)