Reuters

US-Preise ziehen an - Rätselraten über Zeitpunkt der Zinswende

11.01.2024
um 15:47 Uhr

Washington (Reuters) - Die US-Inflation lässt der Notenbank voraussichtlich noch keinen Spielraum für eine Zinssenkung.

Angetrieben von höheren Lebensmittelkosten und steigenden Mieten kletterten die Verbraucherpreise im Dezember um 3,4 Prozent, nach einer Jahresteuerung von 3,1 Prozent im November. Dies teilte das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 3,2 Prozent gerechnet. Von November auf Dezember zogen die Preise um 0,3 Prozent an. Auch hier hatten Experten weniger erwartet - und zwar ein Plus von 0,2 Prozent.

"Die Kosten für das Wohnen sind wieder einmal der Spielverderber gewesen. Deren Steigerung trug im Dezember mehr als die Hälfte zum monatlichen Anstieg des Gesamtindex bei", erläutert LBBW-Ökonom Dirk Chlench. Ein Nachlassen der Preissteigerungen für das Wohnen sei angesichts der Stagnation der Angebotsmieten und weniger steil steigender Häuserpreise zwar überfällig, lasse aber offenbar noch auf sich warten: "Dies spricht dafür, dass die Spekulationen auf eine baldige Leitzinswende ? insbesondere in Verbindung mit dem guten US-Arbeitsmarktbericht ? enttäuscht werden dürften."

Die US-Notenbank Federal Reserve, die stabile Preise und Vollbeschäftigung fördern soll, will die Jahresteuerungsrate nachhaltig in Richtung ihres Zielwerts von 2,0 Prozent drücken. Nach Ansicht des Fed-Beobachters Bastian Hepperle von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ist noch ein gutes Stück auf dem unsicheren Weg zu gehen, bis sich die Teuerungsrate wieder dem Ziel der Zentralbank annähert: "Im Sommer wird es aber soweit sein, dass die Fed mit Leitzinssenkungen beginnt", so seine Prognose.

ZINSSENKUNG DOCH SCHON IM MÄRZ?

Die Fed beließ die Leitzinsen zuletzt auf drei Sitzungen in Folge in der Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, nachdem sie die Geldpolitik zuvor kräftig gestrafft hatte. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass sie Ende des Monats noch stillhalten wird, ab dem Frühjahr aber auf eine Senkung zusteuern könnte. An den Terminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit für eine Lockerung im März auf 60 Prozent taxiert, vor den Inflationsdaten waren es noch 70 Prozent.

Die Fed achtet im Kampf gegen die Inflation auch auf die sogenannte Kernrate, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise außen vor bleiben. Diese Kennziffer sank leicht auf 3,9 von 4,0 Prozent im November. Der Rückgang dürfte den US-Währungshütern auf dem Weg zu einer künftigen Zinssenkung gelegen kommen, auch wenn Experten einen etwas niedrigeren Wert von 3,8 Prozent erwartet hatten.

Der einflussreiche Chef des Notenbankbezirks New York, John Williams, hält es unterdessen für noch zu früh, Zinssenkungen zu fordern. Die Fed habe noch einen weiten Weg vor sich, um die Inflation wieder auf ihr Ziel zu bringen, sagte Williams jüngst. Es seien bedeutende Fortschritte bei der Wiederherstellung des wirtschaftlichen Gleichgewichts und der Senkung der Inflation erzielt worden. Er fügte mahnend hinzu: "Unsere Arbeit ist noch nicht getan."

Die Erwartung zunächst hoch bleibender Zinsen stützte die US-Währung am Donnerstag. Der Dollar-Index baute seine früheren Verluste wieder ab und rückte um 0,3 Prozent auf 102,63 Punkte vor. Der Euro gab im Gegenzug genauso viel auf 1,094 Dollar nach.

(Büro Washington, Ann Saphir, geschrieben von Reinhard Becker, Mitarbeit Rene Wagner, Daniela Pegna und Zuzanna Szymanska - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)