Reuters

Talfahrt bei Baugenehmigungen für Wohnungen beschleunigt sich

18.01.2024
um 10:22 Uhr

Berlin (Reuters) - Die Talfahrt bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen hat sich im November beschleunigt.

Die Zahl sank um 4100 oder 16,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 20.200, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Oktober hatte der Rückgang noch 11,5 Prozent betragen. Von Januar bis November lief damit ein Minus von 25,9 Prozent auf 238.500 Wohnungen auf - das sind 83.200 weniger als ein Jahr zuvor. Teure Materialien und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren teure Finanzierung schrecken viele potenzielle Häuslebauer ab.

Die Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Großstädten zu begegnen. Sie dürfte das Experten zufolge aber auch 2024 nicht schaffen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) etwa geht davon aus, dass dieses Ziel im neuen Jahr mit 265.000 Wohnungen erneut klar verfehlt wird. Dem Bündnis "Soziales Wohnen" zufolge fehlen allein mehr als 910.000 Sozialwohnungen.

"Die Branche braucht Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau", forderte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Helfen würden etwa ein Zinsverbilligungsprogramm. Außerdem müssten Bund und Länder ihre Vorschriften und Vorgaben entschlacken. "Standards und Gebäudeanforderungen müssen runter, der Weg für serielles Bauen und Sanieren freigemacht, der digitale Bauantrag eingeführt und bundesweit einheitliche, digitale Verwaltungsprozesse etabliert werden", sagte Müller.

Bei Einfamilienhäusern gab es von Januar bis November einen Rückgang der Baugenehmigungen um 38,6 Prozent auf 44.500. Bei Zweifamilienhäusern wurde sogar ein Minus von 49,2 Prozent auf 13.300 registriert. Auch bei den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich - und zwar um 23,8 Prozent auf 130.400 Nur bei Wohnheimen gab es einen Zuwachs, und zwar von 29,4 Prozent auf 8500.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die Inflation die Zinsen auf das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion angehoben, was dem Wohnungs- und Hausbau schwer zusetzte. Der Leitzins liegt aktuell bei 4,50 Prozent. Allerdings wird an den Finanzmärkten spätestens ab Sommer mit ersten Zinssenkungen gerechnet, wodurch dann auch die Baufinanzierung wieder merklich günstiger werden dürfte. Das könnte die Baukonjunktur dann etwas ankurbeln.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)