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Bau-Gewerkschaft fordert 500 Euro mehr Lohn - Tarifrunde Ende Februar

18.01.2024
um 15:37 Uhr

Berlin (Reuters) - Zum Start der neuen Tarifrunde am Bau fordert die Gewerkschaft IG BAU für die rund 930.000 Beschäftigten 500 Euro mehr im Monat.

Die Laufzeit des neuen Tarifvertrages solle zwölf Monate betragen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit. Das habe die Bundestarifkommission einstimmig verabschiedet. "Ganz bewusst fordern wir einen Festbetrag", erklärte Carsten Burckhardt, der im Vorstand der IG Bauen, Agrar, Umwelt (IG BAU) für das Bauhauptgewerbe zuständig ist. "Denn es ist uns wichtig, dass vor allem die Beschäftigten der unteren Lohngruppen deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben." Das alltägliche Leben sei in den vergangenen zwei Jahren immens teurer geworden - etwa durch steigende Lebensmittelpreise, höhere Mieten und mehr Energiekosten. Rund zwei Drittel der Baubeschäftigten seien in den unteren Lohngruppen. Bis zu maximal 18 Euro pro Stunde seien dort die Verdienste derzeit.

Die Arbeitgeberseite lehnte es ab, die Forderung zu kommentieren. "Tarifverhandlungen führen wir, wie gewohnt, hinter verschlossenen Türen am Verhandlungstisch und nicht vorab in der Öffentlichkeit", erklärte der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Die Forderung nach deutlich mehr Lohn dürfte für viele Betriebe zur Unzeit kommen. Denn die Baubranche leidet derzeit unter dem Einbruch im Wohnungsbau. Steigende Zinsen und immer noch hohe Baukosten sorgen für Zurückhaltung bei privaten Häuslebauern und Investoren sowie Projektentwicklern. Der ZDB befürchtet für 2024 den Abbau von rund 30.000 Arbeitsplätzen.

LAGE AM BAU IST MAU

Zugleich beschleunigt sich die Talfahrt bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen. Die Zahl sank im November um 4100 oder 16,9 Prozent zum Vorjahresmonat auf 20.200, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Januar bis November lief damit ein Minus von 25,9 Prozent auf 238.500 Wohnungen auf - das sind 83.200 weniger als ein Jahr zuvor. "Die Branche braucht Investitionsanreize für mehr bezahlbaren Wohnungsbau", forderte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller.

Den bisher letzten Tarifabschluss im Bauhauptgewerbe gab es 2021. Dieser Vertrag läuft am 31. März 2024 aus. Der erste Verhandlungstermin mit den Arbeitgebern ist laut Gewerkschaft am 22. Februar. Die IG BAU erklärte mit Blick auf den Fach- und Arbeitskräftemangel, es sei auch im Interesse der Arbeitgeber, die Branche auch mit höheren Einkommen attraktiv zu halten. Burckhardt warnte vor einem "Gastro-Effekt". Denn in der Gastronomie waren zu Hochzeiten der Corona-Pandemie viele Beschäftigte aus der Branche abgewandert ? und nicht wiedergekommen, weil sie attraktivere Jobs fanden. "Das darf auf keinen Fall passieren, denn Arbeit gibt es genug", betonte Burckhardt. Wohnungen zu bauen, Straßen und Brücken zu sanieren und Schienen zu erneuern sei "eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe".

(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)