Reuters

Großaktionär MFE will ProSiebenSat.1 aufspalten

21.03.2024
um 10:02 Uhr

München (Reuters) - Der italienische Großaktionär MFE-MediaForEurope erhöht den Druck auf den ProSiebenSat.1-Vorstand, das Dating- und E-Commerce-Geschäft abzuspalten.

Die von der Familie Berlusconi dominierte Holding will auf der Hauptversammlung Ende April einen Beschluss erwirken, die Segmente Dating & Video und Commerce & Ventures separat an die Börse zu bringen. "Ziel des Beschlussvorschlags ist es, die Trennung der Geschäftsaktivitäten und die Fokussierung auf das Kerngeschäft zu beschleunigen", heißt es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Der Vorstand um Bert Habets habe sich zwar mehrfach zur Konzentration auf das Fernseh-Geschäft bekannt, "insoweit aber bislang keine wesentlichen Fortschritte erzielt", kritisierte MFE.

Mit der Abspaltung lasse sich ein Konglomeratsabschlag vermeiden, der auf der ProSiebenSat.1-Aktie laste, heißt es in der Mitteilung. Der Vorstoß trieb die ProSiebenSat.1-Aktie am Donnerstag zum Handelsstart um drei Prozent nach oben.

Die vom Sohn des ehemaligen italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, Pier Silvio, geführte börsennotierte MFE hält knapp 30 Prozent der Anteile an ProSiebenSat.1. Bei der üblichen Präsenz auf der Hauptversammlung des Konzerns hätte sie damit die Mehrheit. Für den "Beschluss über die Vorbereitung eines Abspaltungs- und Übernahmevertrags" sind aber 75 Prozent nötig.

ProSieben-Finanzvorstand Martin Mildner hatte kürzlich die Online-Kosmetiktochter Flaconi als ersten Verkaufskandidaten genannt. Doch sei offen, ob das schon in diesem Jahr gelinge. Für einen Börsengang der Datingsparte ParshipMeet wäre es 2024 wohl noch zu früh. Auch das Vergleichsportal Verivox gilt in der Branche als Verkaufsobjekt.

Aufsichtsratschef Andreas Wiele räumte in der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstagausgabe) ein, das Fernsehgeschäft mit Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 sei finanziell lange vernachlässigt worden. "Wir werden nicht alle Digitalaktivitäten auf einen Schlag verkaufen, sondern mit den Bereichen anfangen, die am besten laufen und am attraktivsten sind", sagte er. "Wir haben keine Not, überhastet zu verkaufen, aber wir werden auch nicht Ewigkeiten warten." ProSiebenSat.1 werde noch in diesem Jahr "intensive Verkaufsanstrengungen unternehmen".

MFE kündigte an, zwei weitere eigene Kandidaten für den ProSiebenSat.1-Aufsichtsrat zu nominieren. Der eine, ein Experte für Übernahmen und Kapitalmärkte, soll den freiwerdenden Posten einnehmen, für den ProSiebenSat.1 selbst den niederländischen Medienmanager Pim Schmitz nominiert hat. Zudem solle der frühere Wirtschaftsprüfer und Corporate-Governance-Experte Rolf Nonnenmacher abgewählt und durch einen anderen Wirtschaftsprüfer ersetzt werden. Nonnenmacher ist stellvertretender Aufsichtsratschef. MFE stellt mit der Deutschland-Statthalterin Katharina Behrends eine ProSiebenSat.1-Aufsichtsrätin, auch Thomas Ingelfinger wird den Italienern zugerechnet.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

ProSiebenSat.1 Media SE

WKN PSM777 ISIN DE000PSM7770