Reuters

Ukraine - Russland setzt Angriffe auf Energieanlagen fort

12.04.2024
um 13:27 Uhr

Kiew (Reuters) - Die russischen Streitkräfte haben auch in der Nacht zu Freitag Energieanlagen im Süden der Ukraine angegriffen.

In der Oblast Dnipropetrowsk sei eine Anlage in Brand geraten, teilten die ukrainischen Behörden und das Militär mit. Trümmer einer Drohne hätten das Feuer verursacht. Inzwischen sei es gelöscht, teilte der Gouverneur von Dnipropetrowsk, Serhij Lysak, mit. Weder die Behörden noch das Militär berichteten von Opfern. Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatten die russischen Truppen die Energieversorgung der Ukraine massiv angegriffen. Dabei wurden Umspannwerke und Stromanlagen in fünf Regionen beschädigt. Dieses Mal traf es neben Dnipropetrowsk im Südosten auch die Oblast Cherson, die gegenüber der seit 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim auf dem ukrainischen Festland liegt.

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben 16 von 17 russischen Drohnen zerstört. Auch einen Lenkflugkörper vom Typ Ch-59 hätten die russischen Streitkräfte bei ihrem Angriff eingesetzt. Bei dem Angriff wurden nach Behördenangaben eine Energieanlage in der Region Dnipropetrowsk und eine wichtige Infrastruktureinrichtung sowie sieben Wohnhäuser in der Region Cherson beschädigt. Der Gouverneur von Cherson, Olexandr Prokudin, teilte mit, es habe keine Opfer gegeben.

Am Donnerstag hatten die russischen Streitkräfte mit Raketen und Drohnen unter anderem ein großes Elektrizitätswerk in der Nähe von Kiew zerstört. Dass darüber hinaus Kraftwerke in anderen Regionen beschädigt wurden, hat die ohnehin angespannte Lage bei der Energieversorgung noch verschlechtert. In einigen Gebieten der Ukraine fiel der Strom aus.

RUSSLAND BERICHTET VON ANGRIFF DER UKRAINE AUF GRENZGEBIETE

Auch Russland wurde nach eigenen Angaben von der Ukraine mit Drohnen angegriffen. Insgesamt fünf seien in der Nacht zu Freitag über russischem Gebiet abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Vier seien über der Oblast Rostow und eine über Belgorod abgefangen und zerstört worden. Beide Gebiete liegen an der Grenze zur Ukraine.

Der Gouverneur von Rostow, Wassily Golubew, sagte, der Drohnenangriff nahe der Stadt Nowoschachtinsk, wo sich auch eine Ölraffinerie befindet, habe keine Schäden oder Opfer zur Folge gehabt. Die Raffinerie war bereits im März Ziel ukrainischer Drohnen. Damals musste die Anlage kurzzeitig geschlossen werden.

Russland erinnerte zugleich an ein 2022 nicht zustande gekommenes Friedensabkommen mit der Ukraine und erklärte, dies könne die Grundlage für neue Verhandlungen sein. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass die Regierung in Kiew zu solchen Gesprächen bereit sei, sagte der Sprecher des Präsidialamtes in Moskau, Dmitri Peskow. Der russische Präsident Wladimir Putin hat erklärt, beide Länder hätten im April 2022 kurz davor gestanden, sich auf ein Abkommen zur Beendigung der Feindseligkeiten zu einigen. Es sei dann aber sabotiert worden. Die russische Invasion begann am 24. Februar 2022.

Das Abkommen soll Klauseln enthalten haben, die von der Ukraine Neutralität und den Verzicht auf den Beitritt zur Nato verlangten. Außerdem sollte sie die Größe ihrer Streitkräfte begrenzen und der Ostukraine einen Sonderstatus einräumen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat jedoch klar zum Ausdruck gebracht, dass er diese Forderungen ablehnt. Er verlangt den Abzug aller russischen Soldaten von ukrainischem Territorium und die Kontrolle über das gesamte Staatsgebiet - auch der Krim.

Am Donnerstag sagte Putin, er sei offen für - wie er es nannte - realistische Gespräche, nicht jedoch für Gespräche, die die Ukraine führe, bei denen Russland umgangen werde und die die neuen Realitäten nicht berücksichtigten. Die Schweiz organisiert auf Bitten Selenskyjs einen Friedensgipfel am 15. und 16. Juni, zu dem viele Länder erwartet werden. Russland nimmt nicht teil.

(Bericht von: Anastasiia Malenko; geschrieben von Sabine Ehrhardt, redigiert von Elke Ahlswede. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)