Reuters

Grüne wollen im Europawahlkampf mit Wirtschaft punkten

15.04.2024
um 15:07 Uhr

Berlin (Reuters) - Im Wahlkampf für das Europaparlament wollen die Grünen mit einer Stärkung Europas als klimafreundlicher Wirtschaftsstandort punkten.

Ihre Spitzenkandidatin Terry Reintke warf Parteien wie der Union und rechten Kräften am Montag vor, sie wollten die Axt an den Green Deal der Europäischen Union legen. Sie gefährdeten damit faire Löhne und Wettbewerbsfähigkeit. "Damit gefährden Teile der Union auch den Wirtschaftsstandort Europa", sagte Reintke bei der Vorstellung der Wahlkampagne der deutschen Grünen in Berlin. "Wir treten an, um genau das zu verhindern."

Ihre Kampagne für die Europawahl am 9. Juni stellen die Grünen laut Co-Parteichefin Ricarda Lang unter das Motto "Machen was zählt". Es gehe um eine klimaneutrale Modernisierung der Wirtschaft, "damit Deutschland und Europa beim Wettrennen um den ersten klimaneutralen Wirtschaftsstandort der Welt gewinnen". Reintke, die auch europaweite Spitzenkandidatin der Grünen ist, sprach von einer Richtungswahl. "Wir werden nicht zulassen, dass rechtsextreme Kräfte Europa bedrohen", sagte Reintke.

Co-Parteichef Omid Nouripour nannte drei Begriffspaare, um die es für die Grünen im Wahlkampf vor allem gehe - Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Klimaschutz, Demokratie und Freiheit. Als Wahlziel nannte Lang, Teil einer europäischen Mehrheit im Parlament zu sein. Mit der Wahlkampagne wollten die Grünen breitere Wählerschichten über die Kernklientel hinaus ansprechen.

Im Wahlkampf wollen die Grünen auch die umstrittene Social-Media-Plattform Tiktok nutzen. "Wir wollen diesen Raum nicht den Rechten überlassen", sagte Bundesgeschäftsführerin Emily Büning. "Wir kommunizieren schneller, lockerer und bunter." Die Grünen gingen ab sofort mit einem eigenen Tiktok-Kanal an den Start.

Bei der Europawahl müssen die Grünen nach Umfragen deutliche Verluste befürchten. Bei der Europawahl 2019 hatten sie ihr bestes bundesweites Ergebnis überhaupt erzielt und schnitten mit 20,5 Prozent in Deutschland als zweitstärkste knapp hinter der CDU ab. Sie verdoppelten ihren Anteil an der Wählerschaft im Vergleich zur Europawahl 2014. Bei der diesjährigen Europawahl können sie laut ZDF-Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen aus der vorigen Woche zur Zeit mit 15 Prozent rechnen.

(Bericht von Holger Hansen; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)