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Dax tritt auf der Stelle - US-Zinspolitik macht Anleger mürbe

18.04.2024
um 15:27 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Zinssorgen und anhaltende Spannungen im Nahen Osten haben die Dax-Anleger am Donnerstag vorsichtig gestimmt.

Der deutsche Leitindex notierte mit 17.770 Zählern kaum verändert. Der EuroStoxx50 rückte um 0,3 Prozent vor. Aus Sicht vieler Anleger gibt es nach dem steilen Anstieg der Börsen zu Jahresbeginn derzeit kaum noch Gründe, bei Aktien zuzugreifen. "Der schwelende Nahost-Konflikt und das leidige Thema Zinssenkungen kommen den Bullen wahrhaftig ins Gehege", erläutert Christian Henke vom Broker IG.

Kam der Dax von Januar bis März noch auf ein Plus von mehr als zehn Prozent, geht es seit Anfang April deutlich bergab. In den vergangenen knapp drei Handelswochen summierte sich das Minus auf fast vier Prozent. Das zuletzt markierte Rekordhoch von 18.567,16 Zählern scheint erst einmal in weite Ferne gerückt. "Die Konsolidierung im Deutschen Aktienindex ist noch lange nicht zu Ende, im besten Fall sind wir mittendrin", prognostiziert Jürgen Molnar von RoboMarkets.

FED SCHIEBT DIE ZINSWENDE AUF DIE LANGE BANK

Nur schwer verdaulich scheint für viele Anleger, dass die Fed die von den Finanzmärkten herbeigesehnte Zinssenkung auf die lange Bank schiebt. Sie hatten sich von der US-Zinswende neue Impulse für die Konjunktur erhofft. Notenbankchef Jerome Powell signalisierte zuletzt jedoch, dass die straffe geldpolitische Linie wohl noch länger durchgehalten werden müsse, um die Inflationswelle zu brechen. Die Fed, die am 1. Mai wieder über den Leitzins entscheidet, hält diesen aktuell in der Spanne von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent. An den Märkten wird nun darüber spekuliert, dass eine erste Lockerung erst im September kommen könnte. Der Dollar-Index, der daher in den letzten Tagen deutlich zugelegt hatte, notierte am Donnerstag mit 105,83 Zählern knapp im Minus.

Neben der ungewissen Zinspolitik der US-Notenbank macht den Investoren derzeit auch die Lage im Nahen Osten zu schaffen. Deutlich wird dies vor allem am Goldpreis, der sich wieder dem am Freitag erreichten Allzeithoch von 2.431,29 Dollar je Feinunze näherte. Das Edelmetall, das gerne als sicherer Hafen angesteuert wird, verteuerte sich in der Spitze um 0,8 Prozent auf 2.380 Dollar je Feinunze. Der Iran hatte am vergangenen Wochenende als Reaktion auf den Israel zugeschriebenen Angriff vom 1. April auf sein Botschaftsgelände in Damaskus mehr als 300 Drohnen und Raketen auf Israel abgefeuert. Das israelische Kriegskabinett berät seitdem darüber, wie das Land auf den Angriff reagieren soll. Beobachter befürchten, dass einem israelischen Gegenschlag erneut eine Antwort des Iran folgt mit unvorhersehbaren Folgen für die Region.

ANLEGER HOFFEN AUF NEUE IMPULSE DURCH BILANZSAISON

Für etwas Ablenkung könnte in den kommenden Tagen und Wochen am Markt die an Fahrt aufnehmende Berichtssaison sorgen. Am Donnerstag machten vor allem der Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB und Sartorius von sich Reden. Der ABB-Konzern erhöhte nach einem Umsatz- und Gewinnzuwachs im ersten Quartal seine Gewinnprognose - die Aktien legten in der Spitze mehr als sechs Prozent zu. Der Rivale Siemens profitierte ebenfalls von der guten Branchenstimmung nach den ABB-Zahlen und stand mit einem Plus von 1,8 Prozent an der Dax-Spitze. Keinen guten Tag erwischten dagegen die Titel des Labor- und Pharmazulieferers Sartorius, die aufgrund enttäuschender Quartalszahlen im Dax zeitweise mehr als zwölf Prozent abrutschen. Der Start ins Jahr sei schwächer ausgefallen als befürchtet, schreibt Odysseas Manesiotis, Analyst bei der Berenberg Bank. Jürgen Molnar von RoboMarkets konstatiert: Sartorius sei Opfer des konjunkturellen Gegenwinds in Europa und China geworden.

An der Londoner Börse griffen die Anleger bei den Aktien der Billigairline Easyjet zu, die besser als gedacht über den traditionell schwachen Winter gekommen ist. Zudem setzt das Unternehmen auf anziehende Buchungen für das Sommer-Geschäft. Die Aktien notierten bis zu 5,6 Prozent fester. Lufthansa, die British Airways-Mutter IAG und Ryanair gewannen jeweils rund vier Prozent.

(Bericht von: Daniela Pegna.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)