Reuters

Russisches Gericht verhängt fünf Jahre Zwangsarbeit für Interview zum Ukraine-Krieg

22.04.2024
um 17:42 Uhr

London (Reuters) - Ein russisches Gericht hat am Montag einen Mann zu fünf Jahren Zwangsarbeit verurteilt wegen eines Straßeninterviews zum Ukraine-Krieg mit dem Sender Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL).

Juri Kochowez habe dabei "vorsätzlich falsche Informationen" über die Armee verbreitet, hieß es in einer Erklärung eines Moskauer Gerichts. RFE/RL-Journalisten hatten den heute 39-Jährigen im Juli 2022 gefragt, ob er eine Entspannung zwischen Russland und der Nato für notwendig halte. Er bejahte dies und sagte: "Aber es hängt alles von unserer Regierung ab. Sie hat das alles angefangen (...) Russland hat all diese Probleme geschaffen." Er sehe keine Probleme mit der Nato, die keinen Angriff plane. Kochowez erklärte zudem, russische Truppen hätten in Butscha grundlos Zivilisten getötet.

Die Regierung in Moskau weist Vorwürfe zurück, die russische Armee begehe Kriegsverbrechen in der Ukraine. Die Behörden hatten Kochowez im März 2022 zunächst wegen mutmaßlichem Rowdytums festgenommen. Später wurde er nach den kurz nach der Invasion erlassenen Zensurgesetzen angeklagt. Der Menschenrechtsgruppe OVD-Info zufolge räumte Kochowez eine Teilschuld ein, bestritt jedoch, dass er aus politischem Hass gehandelt habe. Seit dem Einmarsch in die Ukraine seien in Russland mindestens 19.855 Menschen wegen Äußerungen gegen den Krieg festgenommen worden, erklärte die Gruppe weiter. Eine Stellungnahme von RFE/RL lag zunächst nicht vor. Der Sender wird mit US-Geldern finanziert.

(Bericht von Lucy Papachristou; Geschrieben von Scot W. Stevenson; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)