Emerging Markets Russland. Tracking Yandex und Gazprom - zwei Top-Stories die nun richtig gut in Schwung kommen!

01.10.2021
um 13:51 Uhr

Liebe Leser,

DAX im Korrektur-Modus? US-Markt schwächelt? Kommunistische Partei in China bereitet neue regulatorischen Maßnahmen vor? Das Alles scheint russische TOP-Stocks wie Lukoil, Sberbank, Yandex, Gazprom, Rosneft etc., die wir zuletzt intensiv im Blick hatten, kaum zu interessieren. Sie folgen ihrer eigenen Wachstumsstory, ziehen ganz simpel auf neue Hochs und generieren damit frische Trendfolge-Long-Signale und das bei einer sehr unfreundlicheren Marktstimmung. Neben den voll intakten Stories gibt es aber sehr spannende Entwicklungen, die Aufwärtsbewegung einer oder anderen Aktie demnächst beschleunigen könnte. Und daher schauen wir uns heute einige dieser Top-Stocks genauer an.

Und Anfang macht der russische Tech-Konglomerat Yandex (YNDX), dessen Aktie wir in unserem Emerging Markets Musterdepot haben.
Das Emerging Market Musterdepot ist ein Echtgelddepot und gehöt zum Strategie Paket

Hier gibt es im Wesentlichen zwei wichtige Nachrichten, die YNDX allgemeine Wachstumsstory insgesamt bestätigen und erweitern. Zunächst ist es die offizielle Umbenennung der übernommenen Acropol-Bank in Yandex.Bank. Und damit kann die Story rund um das angepeilte Wachstum im FinTech-Segment endlich starten. Anvisiert wird hier ein einheitliches Ökosystem, wobei Yandex-Nutzer auf dem gesamten Weg von einer Bestellung via zahlreiche Yandex-Services, über den darauffolgenden digitalen Payment-Prozess, bis hin zur eigentlichen Lieferung bei Yandex bleiben und die Services von Drittanbietern vermeiden. Dies ist einerseits praktisch für die Kunden und sehr profitabel für das Unternehmen, denn damit wäre man in der Lage entlang der gesamten Kette zu verdienen, was sich bis jetzt suboptimal gestaltet.

Gleichzeit bekommt man mit der neuen Bank-Lizenz die Möglichkeit, Bank-Produkte wie Kredite, Hypotheken etc. zu offerieren, womit man eine ergiebige Umsatzquelle erschließen könnte, wenn man den neuen Bank-Service entsprechend bequem gestaltet und Nachfrage-technisch gut positioniert. Letztendlich dürfte dies die Yandex-Kundenbasis erhöhen, was Cash-Flow-technisch einen sehr guten Impact haben wird. Das Wichtigste ist jedoch die Kundenloyalität, und diese wird vermutlich später mit Hilfe von zahlreichen Vorteilsprogrammen u.a. im neuen Banking-Segment entsprechend stimuliert.

Der weitere wichtige Punkt wäre die Kundenbindung an das heranwachsende Yandex-Ökosystem und, um diese bspw. im E-Commerce-Segment weiter zu erhöhen, gab Yandex nun eine Kooperation mit der Airline S7 bekannt. Das Ziel ist eine 24-Stunden-Lieferung in die weiteentfernten Regionen innerhalb der Russischen Föderation. Damit versucht man genauso wie Amazon mit der Liefergeschwindigkeit zu überzeugen, um das Marktanteil im schnell wachsenden, aber dennoch hartumkämpften russischen E-Commerce-Markt zu erhöhen. Dies dürfte die richtige Strategie sein, die Yandex noch mehr Kunden bescheren würde. Denn derzeit brauchen russische Sendungen im Inland rund 3-7 Werktage, um ans Ziel zu gelangen. Das Pilotprojekt ist bereits in Novosibirsk gestartet. Die Bewohner dieser Stadt können nun mehr als 200.000 Waren via yandex.dostavka (Delivery) aus Moskau ordern, wobei  12 weitere russische Großstädte sollen schon bald dazu kommen.

Das Potenzial ist sehr groß, wenn man bedenkt, dass Yandex seinen Express-Lieferservice schon für 370 russische Städte anbietet. Dabei gelang es dem Konzern ein Kooperationsnetzwerk aufzubauen, zu dem schon jetzt mehr als 20.000 Unternehmen und mehr als 100.000 Einzelunternehmer gehören. Die Kooperation mit einer Airline, durfte also der angelaufenen E-Commerce-Delivery-Story einen qualitativen Wachstums-Upgrade verleihen. Denn damit wäre man in dieser Hinsicht der Konkurrenz wie Ozon und Wildberries voraus. Diese beiden Online-Services benutzen die Airlines, nur dann, wenn es um Lieferung in die russische Fern-Ost-Region bei Wladiwostok, Sachalin etc. geht.

Anvisiert wird also nicht mehr und nicht weniger die YNDX-E-Commerce-Dominanz auf den russischen regionalen Märkten, die aufgrund sehr weiter Entfernungen in der Russischen Föderation von zahlreichen Vorteilen der modernen Lieferservices immer noch abgekoppelt sind. Und Yandex baut derzeit ein strategisch wichtiges Logistik-Netzwerk auf, um später regionale Märke an das eigene Ökosystem anzuschließen. Die Entwicklung der Payment/E-Commerce-Story des Russischen Riesen geht damit wohl in die nächste Runde!

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Quelle: https://aktie.traderfox.com/visualizations/NL0009805522/DI/yandex-nv/
Sehr spannend ist auch die Story rund um die russische Energie-Aktie Gazprom, die mittlerweile auf ein Neues 7-Jahre-Hoch gezogen ist. Die Story, die hier gespielt wird, ist bestens bekannt und basiert im Großen und Ganzen auf der hohen Gasnachfrage sowohl in der EU als auch in China und eigentlich weltweit, bei mittlerweile Rekordhohen Gaspreisen.

Sehr vorteilhaft ist hier auch die Herbst-Situation, denn gerade Europa wird schon bald dazu gezwungen sein, mehr Gas vor dem Beginn der winterlichen Heizsaison zu deutlich höheren Preisen und in deutlich höheren Mengen zu kaufen, da europäische Gasreserven immer noch nicht optimal gefüllt sind. Und daher ist es auch kein Wunder, dass der Gas-Preis auf dem niederländischen Hub heute die Marke von 1.200 USD pro 1.000 qm knackte.

Was sich jedoch in den vergangenen Tagen stark geändert hat und, was Gazprom noch mehr in die Karten spielen könnte, wäre die politische Situation. Der nächste deutsche Bundeskanzler, ob Scholz, oder Laschet wird bei all der zurückhaltenden Rhetorik gegenüber Putins Russland gezwungen sein, Gasreserven auszufüllen. Und genau aus diesem Grund wäre die deutlich schnellere Inbetriebnahme der politisch umstrittenen Deutsch-Russischen Gaspipeline NordStream 2, trotz aller Bedenken mehr als wahrscheinlich. Zumal dies sich nun immer mehr zu einer wirtschaftlichen und nicht politischen Frage entwickelt.

Dafür spricht auch der jüngste 15-jährige Gas-Liefervertrag zwischen Gazprom und Ungarn, womit man ein Zeichen gesetzt hat. Der Leidtragender dieser Entscheidung ist die Ukraine, die an dem Transit des russischen Gases nach Europa mitverdient. Das Land hat sich mit der Russischen Föderation und explizit mit Gazprom sehr stark zerstritten, bekam jedoch die politische Unterstützung seitens EU und natürlich USA, wobei man Gazprom dazu gezwungen hat, Gaslieferungen nach Europa via Ukraine in einem bestimmten Volumen durchzuführen.

Ungarns Demarch ist ein sehr deutliches Signal, dass man diese wirtschaftlich umstrittene Gas-Politik nicht mehr unterstützen möchte. Und angesichts der bevorstehenden Heizsaison und der angelaufenen Energiekrise in der EU und v. A. in Großbritannien, wäre es möglich, dass auch andere EU-Länder Ungarns Beispiel folgen und schon bald sehr gute langjährige Gaslieferverträge mit Gazprom aushandeln werden. Zumal die Türkisch-Stream-Pipeline Gaslieferungen nach Europa ebenfalls erlaubt. Und damit steht Gasprom womöglich vor einer ganz neuen Wachstumsphase.

Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!