Tracking Öl-Stocks: die OPEC+ will wohl die Ölfördermenge stark kürzen - Time to Re-Entry?

06.10.2022
um 08:43 Uhr

Liebe Leser,

der weiterhin andauernde Ölpreisrückgang auf unter die Marke von 90 USD pro Barrel hat eine negative Wirkung auf Gewinnmarge der OPEC+ Länder und so kursieren mittlerweile Gerüchte darüber, dass die Organisation die Fördermenge um mehr als eine Millionen Barrel pro Tag kürzen wird. Genau an dieser Stelle ergibts sich nun für Trader und Investoren ein sehr günstiges News-Momentum, was u. U. Reentry bei den Top-Öl-, aber auch -Gas-Stocks rechtfertigen würde. Im Vordergrund steht hier logischerweise die Annahme, dass der Öl-Preis in den kommenden Monaten sehr stark von einer temporären Angebotsverknappung profitieren könnte.

Temporäre ÖL-Angebotsverknappung

Gleichzeitig wäre es möglich, dass der andauernde Ukraine-Konflikt nach der Teil-Mobilmachung der Russischen Föderation und erfolgreichen Gegenoffensiven der ukrainischen Armee im Nordosten und Süden des Landes Kampf-technisch eskalieren wird, was letztendlich zur steigenden Öl-Nachfrage führen könnte. Sehr fördernd ist in dieser Hinsicht auch die jüngste Sabotage der europäischen Gas-Versorgung via Sprengung der deutsch-russischen Gaspipeline NordStream. Damit wurde de facto die Möglichkeit einer günstigen Erdgasversorgung der EU mit dem russischen Gas zerstört, weswegen die europäische Energiekrise gleich mehrere Jahre andauern dürfte. Die logische Folge wäre der weiterhin hohe Gaspreis (LNG). Und sollte der aktuelle Herbst/Wintersaison überdurchschnittlich kalt ausfallen, so würden wir garantiert neue Hoch beim Gaspreis sehen.

Profiteure dieser Entwicklung wären Top-Öl- und Gas-Stocks, weswegen wir heute etwas intensiver Richtung dieser Trendentwicklung schauen werden. Die Anleger hatten bis jetzt ein sehr leichtes Spiel. Sie hätten in den letzten zwei Jahren fast jede Öl- und Gas-Aktie auswählen können und hätten damit angesichts des Anstiegs der Rohstoffpreise Geld verdient. Doch nun aufgrund der angelaufenen geopolitischen Verschiebung der Märkte ändert sich die Situation gravierend, weswegen Stock-Picking wohl bessere Chancen zu offenbaren würde.

Geopolitische Verschiebung der Märkte

Es wohl kein großes Geheimnis mehr, dass europäische Energieversorgung, ob mit Gas (LNG) oder Öl in den kommenden Monaten und Jahren immer mehr an US-amerikanische Firmen gehen wird. Das offensichtliche Problem ist dabei die Tatsache, dass es wohl mindestens bis 2024/25 dauern wird, bis die entsprechenden Förderinfrastruktur in den USA und Transportinfrastruktur in der EU (LNG-Terminals, Pipelines etc.) ausgebaut werden. Bis dahin wird die EU wohl gezwungen sein, den hohen Aufpreis zahlen zu müssen. Und so gelangen wir auch zu der Annahme, dass die Anleger nun deutlich intensiver Stocks-Picking bettreiben müssen, um entsprechende Öl- und Gas-Firmen mit einem potenziell Wachsenden Marktanteil in der EU zu identifizieren.

https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/US4062161017/LS/halliburton-co/aktien-4057646-5521185-13450505-21116-3507104-59991-21315-17432587-63478-63507-21938

Dabei kommt man wohl kaum am Unternehmen Cheniere Energy (LNG), das wir schon oft angesprochen haben. Diese Story ist weiterhin vollkommen intakt, wobei die Aktie immer weiter Richtung Norden zieht. Der letzte frische Impuls kam hier Mitte September, als LNG seine FY22-EBITDA-Prognose von 9,8-10,3 Mrd. USD auf 11-11,5 Mrd. USD angehoben hat. Gleichzeitig hat man auch eine 20%ige Dividendenerhöhung auf 1,58 USD je Aktie bekanntgegeben. Die Analysten haben diese Entwicklung entsprechend honoriert und ihre Kursziele (Morgan Stanley) auf bis zu 203 USD erhöht. Als Wachstumstreiber fungiert hier die angesprochen hohe Nachfrage seitens EU und die Tatsache, dass Cheniere Energy dank des hohen LNG-Preises auch in den kommenden Jahren eine deutlich höhere Gewinnmarge realisieren wird.

Der Konzern besitzt und betreibt LNG-Terminals und entwickelt, baut und betreibt Gas-Verflüssigungsobjekte in der Nähe von Corpus Christi, Texas, und am Sabine Pass LNG-Terminal. Gleichzeitig besitzt man auch die Creole Trail-Pipeline, eine 94-Meilen-Pipeline, die das Sabine Pass LNG-Terminal mit verschiedenen zwischenstaatlichen Pipelines verbindet. Zudem betreibt man die Corpus Christi-Pipeline, eine 23-Meilen-Erdgasversorgungspipeline, die das Corpus Christi LNG-Terminal mit verschiedenen zwischenstaatlichen und innerstaatlichen Erdgaspipelines verbindet. Es ist auch im LNG- und Erdgasmarketinggeschäft tätig, weswegen man deutlich bessere Verkaufstaktiken anwenden kann.

Potenziell wäre es möglich, dass LNG zukünftig deutlich mehrere langfristige Lieferverträge (15-20 Jahre) abschließen wird. Diese werden langfristige Kunden dazu verpflichten, vorherbestimmte Gasmengen, zu einem ausgehandelten Durchschnitts-Gaspreis zu kaufen, was letztendlich dazu führen dürfte, dass US-LGN-Konzerne wie Cheniere Energy schon bald (in den kommenden Jahren) eine deutlich bessere Cashflow-Situation verzeichnen werden.


Interessant ist auch die Aktie des mit rund 12,45 rd. USD kapitalisierten Konzerns APA Corp. (APA) mit einer weitreichenden globalen Präsenz. Der Konzern hat Bohraktivitäten in Texas USA, ist aber zugleich auch der größte Ölproduzent in Ägypten und ein Offshore-Bohrer in Europa. Und an dieser Stelle wird die nette Diversifikation sichtbar. Interessanterweise arbeitet der Konzern derzeit an einem ehrgeizigen Projekt vor der Küste Südamerikas und das wohlbemerkt in der Zeit, wo die meisten US-Produzenten aus Angst vor einem übermäßigen Öl-Angebot aufgehört haben, ihre Öl- Exploration- und Förderaktivitäten zu forcieren. Bei APA denkt man wohl für die Zukunft und baut schon heute die geografische Reichweite ganz nach Vorbild der Öl-Big-Caps aus.

Zuversichtlich stimmen hier auch die jüngsten Analystenkommentare. So hat Truist-Analyst zuletzt das Kursziel von 66 USD auf 75 USD angehoben und sein Buy-Rating bestätigt. Es wird erwartet, dass sich die Outperformance der Aktie fortsetzen wird, da die diversifizierten Aktivitäten des Unternehmens zu bemerkenswerten freien Cashflows führen, so die Erklärung des Experten. Der Analyst mag offenbar die geografische Diversifizierung des Unternehmens, die wir angesprochen haben. Die meisten US-Produzenten konzentrieren ihre Bohrungen in einem von acht großen US-Schieferbecken und waren vorsichtig, neue Gebiete zu erkunden, weil dies als teuer und riskant angesehen wird. Diese Strategie hat sich seit der Pandemie ausgezahlt. Kurzfristig sind es natürlich Schieferbohrungen, wobei man das Angebot schnell nach oben fahren kann, doch dies ist ein zyklisches Geschärft. Und so ist es sehr wahrscheinlich, dass bei der Stabilisierung des Öl-Marktes die Anzahl von Öl-Produzenten sich erneut abflachen wird.

APA Corp. wird jedoch dank seiner Diversifikation und neuen Öl-Exploration-Projekten auch in den kommenden zehn Jahren im Business bleiben. Zunächst wird es jedoch erwartet, dass APAs EPS von rund 9,35 USD je Aktie in 2022 auf etwa 10,90 UUSD je Aktie in 2023 steigen wird. Ein Teil dieses Gewinnwachstums ist sicherlich auf hohe Öl- und Gaspreise zurückzuführen, aber es gibt auch andere Katalysatoren, darunter vielversprechende Bohr-Projekte und ein lukrativer Deal zum Verkauf von Erdgas an das energiearme Europa. Gleichzeitig verfügt der Konzern über Schieferbohrprojekte im Perm-Becken von Texas und New Mexico, die es kürzlich erweitert hat, und ist im Golf von Mexiko tätig. Aber etwa die Hälfte APAs Ölproduktion stammt aus Übersee, einschließlich der Nordsee.

Was LNG-EU-Deal angeht, so unterzeichnete APA zuletzt einen Vertrag mit dem Flüssigerdgasunternehmen Cheniere Energy (LNG), über den Verkauf von Erdgas an europäische und asiatische Käufer. Und so wird man ab Mitte 2023 in der Lage sein, an den hohen Gaspreisen in der EU mitzuverdienen, da Russland einerseits die Gaslieferungen Richtung EU eingestellt hat und andererseits beide NordStream-Pipelines sabotiert wurden. Das Unternehmen sagt, dass der Vertrag einen freien Cashflow im Jahr 2023 zu den aktuellen Futures-Preisen um 750 Mio. USD erhöhen würde. Kombiniert mit der Tatsache, dass APA auch Öl-Exploration-Aktivitäten an der Küste von Suriname hat, wo zuletzt ExxonMobil (XOM) und Hess (HES) mit der Öl-Förderung begonnen haben, wäre es möglich, dass auch APA schon bald in dieser Region mit der Öl-Produktion anfangen wird.

Und so kommt die spekulative Annahme ins Spiel, dass Werder der LNG-Deal, noch Surinam-Projekt im aktuellen Aktien-Preis eingepreist sind, was für gewisse Wachstumsfantasie sorgt.




Was kleinkapitalisierte Konzerne angeht, die eine interessante langfristige Wachstumsperspektive im Rahmen des US-LNG-Trends haben könnten, so lohnt sich hier der Blick laut Analysten Richtung Golar LNG (GLNG). Dies ist ein Transport- und Infrastrukturanbieter.

Der Konzern besitzt und betreibt Flüssigerdgastanker, schwimmende Speicher-Anlagen und Regasifizierungseinheiten. Es operiert in den folgenden Segmenten: Vessel Operations, FLNG (Floating Production Storage and Offloading Unit (FPSO) in der Erdölförderung) und Power. Das Segment Vessel Operations betreibt und verchartert Schiffe zu festen Konditionen. Das FLNG-Segment bietet integrierte Upstream- und Midstream-Lösungen für die Erschließung von Gasvorkommen bis hin zu LNG. Das Segment Power ist rund um LNG-basierte Downstream-Lösungen aktiv. Hierbei handelt es sich um Besitz und Betrieb von FSRUs (loating Storage and Regasification Unit: Tanklagerschiffe bzw. stationäre schwimmende LNG-Terminals mit Regasifizierungsanlagen) und der damit verbundenen Terminal- und Stromerzeugungsinfrastruktur. Damit ist der Konzern im Grunde genommen frei zu entscheiden, wohin seine LNG-Ladungen hinschwimmen werden. Und so hat man die vorteilhafte Möglichkeit, die Schiffe dorthin zu schicken, wo der Gaspreis und die Nachfrage aktuell am höchsten sind.



Abschließend bleibt es anzumerken, dass wir zunächst News-technische Impuulsee vom kkommmeendeen OPEC+ Treffen abwarten müssen, um kurzfristige Trading-Entscheidungen zu treffen.

Konservativ betrachtet, favorisieren wir immer noch großkapitalisierte Konzerne, wie ExonMobil und ConocoPhillips, die zusätzlich eine konstante Dividendenpolitik vorweisen können.

Wachstumskonzerne, wie die Cheniere Energy (LNG), Golar (GLNG), APA Corp. (APA) und Equinor ASA (EQNR) sind dabei eine etwas riskantere, dennoch eine ebenfalls interessante Anlagealternative, um den zukünftigen Megatrend der EU-Gasversorgung langfristig zu spielen. Entscheidend sind hier lediglich die Präferenzen und das Risiko-Appetit des jeweiligen Investors.