Anlagetrend E-Commerce/FinTech: MercadoLibre (MELI) - die nächste Re-Entry-Chance ist da!

14.03.2024
um 08:23 Uhr

Liebe Leser,

die Aktie von MercadoLibre (MELI) gehört schon seit Jahren zu unseren Favoriten, deren Entwicklung wir kontinuierlich begleiten und kommentieren. Der Konzern kommt aus dem E-Commerce-Trend und entwickelt sich rasant Richtung eines FinTechs, was zukünftig höhere Margen bescheren dürfte. Dies sieht man sehr deutlich an der Entwicklung des Gewinns pro Aktie des Unternehmens, der sich im vergangenen Jahr 2023 von 9,57 USD auf 19,64 USD mehr als verdoppelte. Diese Tendenz bleibt weiter erhalten und so wird sich das EPS auch in diesem Jahr vermutlich um mehr als 84 % auf rund 36,27 USD pro Aktie erhöhen.

Der Sell Off bietet eine Entry-Chance

Die Aktie kam zuletzt unter Druck, da der Konzern suboptimale Zahlenentwicklung meldete. Der Nettogewinn für das 4. Quartal lag bei 165 Mio. USD, da höhere Umsätze durch eine Steuerbelastung negativ beeinflusst wurden, wobei die Ergebnisse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum insgesamt unverändert blieben. Der Nettogewinn wurde ja durch zwei einmalige Steuerrückstellungen in Brasilien in Höhe von insgesamt 351 Mio. USD belastet und das war im Großen und Ganzen das, was die Marktteilnehmer kurzfristig enttäuschte. Und so erlebte die Aktie aufgrund von sog. Einmaleffekten einen signifikanten Sell Off, den ich mittlerweile als eine gute Re-Entry-Chance sehe. Was MELI selbst angeht, so sagte das Unternehmen, dass die Rückstellungen in Zukunft keine wesentlichen Auswirkungen auf die Liquidität haben würden. Andre Chaves, Senior Vice President of Strategy and Corporate Development, sagte gegenüber Reuters, dass der Markt auf die Steuerbestimmungen vorbereitet sei, nachdem lokale Gerichtsurteile im Zusammenhang mit unterschiedlichen brasilianischen Steuersätzen und Zahlungen an Argentinien ergangen seien.

Das Wachstum auf Kosten der Rentabilität

Das charttechnisch negative Momentum kam auch ins Spiel, weil die MELI in den vergangenen Quartalen mit einem sehr starken Wachstum sowohl beim Umsatz als auch bei der Rentabilität glänzte. Und so kam bei den Analysten die Befürchtung auf, dass das lateinamerikanische Amazon zukünftig nicht in der Lage sein wird, das hohe Wachstumstempo bei gleichzeitig hoher Rentabilität aufrechtzuerhalten. Diese Annahme kam ins Spiel als der Konzern seine Q4-Marge ohne Einmaleffekte von 13,4 % kommunizierte, die unter den 18,2 % im dritten Quartal lag. "Saisonal gesehen haben wir im vierten Quartal immer eine Margenkompression", sagte Chaves und fügte hinzu, dass MercadoLibres Marge u.a. durch Faktoren wie höhere Werbeausgaben beeinträchtigt wurde, insbesondere für den Black Friday in Brasilien und Buen Fin in Mexiko.

Das schnelle Wachstum = Markteroberung

Zur Rechtfertigung muss man sagen, dass der Konzern gerade Brasilien mehr als die Hälfte des Nettoumsatzes erwirtschaftet, wobei Argentinien und Mexiko jeweils rund ein Fünftel der Umsätze beisteuern. Und daher ist es für MELI kritisch wichtig, das brasilianische Segment schnellstmöglich zu erobern. Und in dieser Hinsicht war die Konzernperformance wirklich gut: Das Bruttowarenvolumen und das Gesamtzahlungsvolumen - zwei wichtige Kennzahlen für E-Commerce und Fintech - stiegen im Jahresvergleich um 40 % bzw. 57 %. Der begleitende Margenverlust stellt aus einer Sicht auch kein großes Problem dar, v.a., wenn man bedenkt, dass MELI schon immer dazu bereit war, die Marge zu opfern, um Marktanteile zu gewinnen.

E-Commerce-Trend beschert das langfristige Wachstum

An dieser Stelle muss man wirklich darauf hinweisen, dass Lateinamerika aufgrund von wirtschaftlichen Krisen, politischen Unruhen, Korruption etc. kein einfaches Wachstumsumfeld darstellen. Doch MercadoLibre ist schon seit mehreren Jahren nicht nur in der Lage, die Schwierigkeiten zu überleben, sondern kann sein Wachstum auch kontinuierlich und in einem sehr hohen Tempo fortsetzen. Dies geschieht aber auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Konkurrenz in dieser Region tatsächlich scheitert. MELIs Erfolgsgeheimnis liegt in der Kombination der schnellen Markteroberung im Rahmen des E-Commerce-Trends und einer erfolgreichen Kundenbindung durch bequeme FinTech-Services, die das Südamerikanische Kontinent immer stärker durchdringen.

E-Commerce-Durchdringung in Lateinamerika steht erst ganz am Anfang

Anzumerken bleibt lediglich die Tatsache, dass die E-Commerce-Durchdringung in Lateinamerika mit einer Bevölkerung von rund 640 Millionen Menschen nur bei etwa 10 % liegt. Und das ist deutlich weniger als in den USA und anderen Industrieländern sowie in China. Für MELI bedeutet dies, dass es in Lateinamerika ein enormes Wachstumspotenzial gibt, da die aktuelle Trendpenetration unabhängig von wirtschaftlichen Krisen weiter zunimmt. Dabei war MercadoLibre in den letzten fünf bis sieben Jahren der Konkurrenz immer einen Schritt voraus. Mittlerweile konkurriert das Unternehmen nicht nur mit E-Commerce-Plattformen, sondern zunehmendermaßen auch mit ganz normalen physischen Geschäften und Supermärkten. In vielen Fällen verkauft man Produkte, die die Verbraucher nirgendwo anders kaufen können, und erschließt auf diese Weise neue Umsatzquellen.

FinTech ist die logische Weiterentwicklung

Schließlich ist MercadoLibre nicht nur die Nr. 1 E-Commerce-Plattform in Lateinamerika, sondern verfügt auch über ein sehr robustes Fintech-Geschäft, das inzwischen fast die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Dabei bedient das Unternehmen eine riesige Bevölkerungsgruppe, die weder ein Bankkonto hat noch die traditionellen Kreditkarten benutzt. Das Digitale Zeitalter hat dazu geführt, dass die Menschen nun nicht mehr auf klassisches Bankensystem angewiesen sind. Sie können es nun komplett überspringen und sofort in die Welt der bequemen, einfachen und unbürokratischen digitalen Zahlungen eintauchen. Infolgedessen nutzen die Kunden die Zahlungsplattformen des Unternehmens wie Mercado Pago auch dann, wenn sie nicht auf der Website von MercadoLibre einkaufen. Die Fintech-Sparte Mercado Pago wuchs zuletzt um 34 %, was ebenfalls zuversichtlich stimmt. Und da dieser Trend ebenfalls ganz am Anfang einer ganz langen Wachstumsreise steht, verfügt MELI schon heute über ein sehr robustes Ökosystem, das das solide Konzernwachstum selbst in Krisenzeiten sichert, seine wahre Stärke erst aber in den Zeiten einer wirtschaftlichen Erholung entfalten wird.

Die Aussicht auf Margenverbesserung

In einer Telefonkonferenz nach den Q4-Zahlen teilten das Konzernmanagement mit, dass sich die Margen in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 sequenziell erholen dürften, nachdem Investitionen in kostenlose Lieferoptionen und höhere Ausgaben für Lkw-Fahrer und Arbeitsstunden die Margen zuletzt geschmälert haben. Argentinien verzeichnete auch ein deutlich langsameres Wachstum, was die Folge einer enorm schwierigen wirtschaftlichen Lage des Landes und einer viel zu hohen Inflation war. Und so gelange ich zum Schluss zur Annahme, dass die aktuelle Korrekturphase bei der MELI-Aktie im Großen und Ganzen die Folge von ungünstigen Marktbedingungen in Kombination mit negativen Einmaleffekten darstellt. Da ich aber von der langfristige Wachstumsperspektive des Unternehmens überzeugt bin, neige ich stark dazu, die MELI-Aktie als eine plausible Re-Entry-Chance mit einem besseren CRV zu sehen.

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Was weitere Top-FinTechs aus Emerging Markets angeht,

so hat sich meine Watchlist-Auswahl nicht verändert. Ich halte weiterhin viel vom kasachischen FinTech Kaspi.kz (KSPI), dessen Aktie wir zuletzt explizit thematisiert haben. Zuversichtlich stimmt hier auch der zugenommene institutionelle Support, wobei JPMorgan am 11. März die Coverage der KSPI-Aktie mit einem Overweight-Rating und einem Kursziel von 159 USD initiierte.

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Sehr positiv finde ich auch die angelaufene Erholung bei der Aktie von Nu Holdings (NU), die wir im Januar thematisiert haben. Nubank ist eine brasilianische Neobank, die 2013 gegründet wurde, um die finanzielle Inklusion in Lateinamerika zu fördern. Das Unternehmen hat Finanzdienstleistungen durch digitale Innovationen neu erfunden und bietet Finanzdienstleistungen wie Mobile Banking, Kreditkarten, Privatkredite und digitale Zahlungslösungen an. Das Geschäftsmodell konzentriert sich auf einen kundenorientierten Ansatz durch eine benutzerfreundliche mobile App, die im Gegensatz zu den traditionellen Banken einen kostengünstigen Service bietet, der die Menschen ohne Bankkonto in der Region stärkt. Das Unternehmen ist dabei Brasilien, Mexiko und Kolumbien tätig.

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Schließlich sind es die Aktien von Stone Co. (STNE) und PagSeguro (PAGS), die ich mit großer Aufmerksamkeit begleite. Doch in diesem Fall wird man wohl erst eine echte wirtschaftliche Stabilisierung abwarten müssen.

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Viel Erfolg und Bleiben Sie profitabel!

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Verantwortlicher Redakteur Kulikov Leonid: besitzt aktuell Aktien von MercadoLibre (MELI) und Kaspi.kz (KSPI), die im Text mitandesprochen wurden.