Mit Trendstabilität durch Kaschmir-Mode, Fertighäuser, Elektronik-Warfare und Gefäßchirurgie

15.12.2017
um 14:51 Uhr

Die neue Berichtsaison startet und daher gilt es nun, Ausschau nach Dauerbullen zu halten, die schon seit mehreren Jahren in Folge mit einer hohen Trendstabilität überzeugen. Im Vordergrund steht die Disziplin des Trendfolge-Tradings, die wie kaum eine andere Trading-Art eine nachvollziehbar und sachlogische fundiert ist und emotionale Komponenten weitgehend eliminiert. Kombiniert man langfristige Trendstabilität mit dem Trendstärkeindikator, erhält man eine Aktienauswahl, die bei Aktivierung eines prozyklischen Long-Signals mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ihre Bewegung Richtung Norden weiter fortsetzt.

Die Annahme basiert auf dem langfristigen, wirtschaftlichen Erfolg der jeweiligen Unternehmen. Und dieser kommt nicht zufällig. Meist steckt dahinter eine profitable Unternehmensführung, die sich bspw. in einem Burggrabencharakter der Produktstruktur, einem effektiven Management oder einer ausgeklügelten Akquisitionspolitik widerspiegelt. Solche Konzerne dominieren ihre Märkte oft über Jahrzehnte hinweg, was schließlich in einem kontinuierlichen Aufwärtstrend ihrer Aktien mündet. 

In einer der letzten Trendausgaben ließen wir uns bei fundamentalen Trendgedanken von den trendstabilsten Vertretern der Luxusbranche inspirieren. Ob in Europa, Amerika, Russland und gerade Asien, Menschen neigen verstärkt dazu, sich über den Besitz luxuriöser Gegenstände, exklusiver Kleidung und Accessoires, teurer Weine und Spirituosen zu definieren, was folglich zum Fortbestehen und Aufschwung der gesamten Branche führt. Auch in dieser Berichtssaison hat sich diese Trendentwicklung erneut bestätigt. Der französischer Luxusgüterkonzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton hat bereits mit besser als erwarteten Quartalszahlen aufwarten können und die Aktien der zuletzt thematisierten Remy Cointreau und Kering ziehen weiter davon.

LVMH

In der heutigen Ausgabe werfen wir einen Blick auf einen weiteren Vertreter dieser Branche, der ebenfalls mit einer beachtlichen Trendstabilität überzeugt: Das mit rund 1,8 Mrd. Euro kapitalisierte Unternehmen Brunello Cucinelli.

Es ist eine italienische Modemarke, die mittlerweile in über 60 Ländern mit 123 Monobrand-Boutiquen und in rund 650 ausgewählten Multibrand-Stores vertreten ist.?Das Unternehmen spezialisiert sich auf Kaschmir-Mode für die Oberschicht. Die Luxuspullover werden bspw. von James-Bond-Darsteller Daniel Craig getragen und finden sich europaweit in teuren Kaufhäusern. Dabei gilt der Firmenchef Brunello Cucinelli trotz einer gewissen Skepsis in seiner Heimat als Humanist der modernen Wirtschaftswelt. Er beteiligt sich an verschiedenen gesellschaftlichen Projekten wie dem Bau von Sportanlagen oder Theaterschauplätzen sowie am Wiederaufbau der Stadt Norcia, die von einer Erdbebenserie zerstört wurde.

Gleichzeitig ist der „Kashmir-König“ in der Lage, wirtschaftlich erfolgreich zu sein. So konnte der Konzern im vergangenen Halbjahr mit einem 10,7%igen Umsatzwachstum auf 243,3 Mio. Euro aufwarten. Dabei wurden 83,3 % der Gesamterlöse im Ausland eingenommen. Das EBITDA verbesserte sich um 13,2 % auf 78,2 Mio. Euro. Interessanterweise gab es beim?Einzelhandel einen Umsatzanstieg von 21,7 % auf 121,1 Mio. Euro gegenüber dem H1/2016. Dies ist ein besonderes Phänomen, das grundsätzlich Luxusmarken in den E-Commerce-Zeiten begleitet. Luxuswaren gehören eben zu einem konservativen Umfeld und werden häufiger direkt vor Ort in speziellen Luxusgeschäften erworben, da der luxuriöse Kaufprozess ebenfalls zum Luxuserlebnis gehört. Das Konzernmanagement zeigte sich mit der aktuellen Entwicklung durchaus zufrieden, rechnet jedoch damit, die Rentabilität in den kommenden Perioden weiter steigern zu können.

Als Wachstumstreiber erweist sich die starke Nachfragesituation im Ausland. Hier verzeichnete man einen 11,7%igen Umsatzanstieg, während der italienische Markt lediglich um 5,9 % zulegen konnte. Für 2017 zeigt sich das Unternehmen zuversichtlich und rechnet damit, sowohl beim Umsatz als auch bei den Margen ein zweistelliges Wachstum erzielen zu können. Aktuell operiert man mit einer 8,26%igen Nettogewinnmarge bei einer 18,58%igen Eigenkapitalrentabilität. Der 2016er-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 10,14 % auf 457,03 Mio. Euro. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 9,18 % auf 36,4 Mio. Euro.

Der Kandidat Nummer zwei ist der mit rund 2,47 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Mercury Systems (MRCY).

Mercury

Das Unternehmen ist ein Zulieferer von hochspezialisierten Signal- und Image-Processing-Systemen für kommerzielle Kunden und das US-Militär und punktete zuletzt mit einem 15,3 Mio. USD schweren Folgekontrakt mit der U.S. Navy zur Lieferung von speziellen Digital-RF-Memory-Systemen. Damit gilt der Konzern als zuverlässiger Partner der US-Streitkräfte im Bereich der digitalen Transformation.

Mercury Systems stellt die neueste Generation von Elektroniksystemen sowie Software für Verteidigungsanwendungen bereit, die bei Radar- und Infrarot-Anwendungen, sicherer Kommunikation sowie dem Kommando- und Kampfmanagement verwendet werden. Ausgestattet werden Programme wie Patriot, Aegis, Predator, F-16 und F-35 sowie Reaper-Drohnen. Ende September erhielt das Unternehmen einen 3,8 Mio. USD schweren Auftrag für fortschrittliche Elektronik für Kampfsysteme. Somit gilt der Konzern als Profiteur der zunehmenden Bedeutung von neuen Electronic-Warfare-Lösungen.

Gleichzeitig ist der Konzern einer der wenigen Anbieter auf dem Markt, der in Sachen Bearbeitung von Hochfrequenzsignalen sowie bei der Verarbeitung von Daten von militärischen Sensoren, aber auch Radaren und AWACS-Systemen, Komplettlösungen zur Bearbeitung, zum Data-Storage sowie der sicheren und kodierten Übertragung anbietet. Damit hat man in dieser spezifischen Nische eine sehr starke Marktstellung erlangen können, da die Lösungen im Rahmen einer Electronic-Warfare-Konzeption einen immer größeren Stellenwert bei den Streitkräften einnehmen. Für ausgeprägte Wachstumsfantasie sorgt die Übernahme des RF- und Microwave-Spezialisten Delta Microwave für 40,5 Mio. USD. Damit sichert man sich strategisch wichtiges Know-how in den Bereichen Kommunikation, Radartechnologie, Radiofrequency und Sattelitentechnologie. Gleichzeitig erweitert man das Produktportfolio im kommerziellen Bereich.

Anzumerken bleibt nur noch, dass MRCY neben der kommerziellen Luft-und Raumfahrt sowie dem US-amerikanischen Verteidigungsministerium auch zahlreiche internationale Kunden aus Japan, Großbritannien, der Schweiz etc. hat, was entsprechend für eine positive geographische Diversifikation sorgt. Fundamental kann der Konzern ebenfalls überzeugen. Dabei operiert man mit einer 6,09%igen Nettogewinnmarge bei einer 4,15%igen Eigenkapitalrentabilität. Der 2017er-Umsatz stieg um 51,24 % auf 408,59 Mio. USD. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 26 % auf 24,88 Mio. USD. 

Der Kandidat Nummer drei ist der mit rund 10,86 Mrd. USD kapitalisierte Konzern NVR (NVR), eine der größten Wohnbaugesellschaften in den Vereinigten Staaten.?Man baut und verkauft qualitativ hochwertige Häuser, Stadt- und Eigentumswohnungen sowie Mehrfamilienhäuser. Insgesamt gilt NVR als Profiteur des anhaltenden Baubooms in den USA sowie einer steigenden Nachfrage nach Wohnimmobilien. Dabei operiert das Unternehmen unter vier verschiedenen Markennamen in 28 Metropolitan-Gebieten in 14 US-Staaten östlich des Mississippi. Technisch macht der Wert einen sehr starken Eindruck und sollte in den kommenden Handelstagen die Trendfortsetzung einleiten.



Auch im laufenden Geschäftsjahr scheint sich die positive Geschäftsentwicklung nicht abzuschwächen. Zuletzt konnte der Konzern mit relativ soliden und teilweise sogar besser als erwarteten Q3-Zahlen aufwarten, wobei der Q3-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 8,4 % auf 1,67 Mrd. USD (Konsens: 1,71 Mrd. USD) gesteigert werden konnte. Das EPS von 38,02 USD lag jedoch weit über den erwarteten 36,26 USD, weswegen die Aktie dynamisch auf ein neues 52-Wochen-Hoch gezogen ist und somit ein weiteres prozyklisches Long-Signal aktivierte. Profitieren konnte NVR von der starken Nachfrage nach Eigenheimen in den US-Bundesstaaten Tennessee und Florida. Die Anzahl der Neuaufträge verbesserte sich dabei um 21 % auf 4.200 Häuser. Angesichts des Anstiegs bei den neuen Bauaufträgen verfügt man mit einem Auftragsbestand von mehr als 8.800 Häusern (+16 % im Vergleich zum Vorjahreswert) über eine solide Basis. Wertmäßig liegt der Auftragsbestand zum Ende des 3. Quartals bei 3,44 Mrd. USD.?Damit ist man weiter auf Wachstumskurs.

Fundamental konnte der Konzern ohnehin sowohl auf der Umsatz- als auch auf der Gewinnseite überzeugen. Aktuell operiert das Unternehmen mit einer 8,5%igen Nettogewinnmarge bei einer beachtlichen Eigenkapitalrentabilität von fast 36 %. Der 2016er-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 12,87 % auf 5,83 Mrd. USD. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 11,06 % auf 425,26 Mio. USD.

Und schließlich die Aktie des mit rund 10,76 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Teleflex (TFX), der in den Bereichen Gefäß- und interjektioneller Zugang, Chirurgie, Anästhesie, Kardiologie sowie Urologie und Beatmung tätig ist.?Angeboten werden Produkte für die Biopsie, Venenkatheter, Katheter für die Hämodialyse (Verfahren zur Blutwäsche), Lösungen für die Regionalanästhesie, Einführbesteck und vieles mehr. Damit profitiert das Unternehmen vom Aufschwung der Biotech- und Medtech-Branche. 

Teleflex_1

Hinzu kommt eine Übernahme, die Wachstum garantieren dürfte. Der Konzern kündigte an, für insgesamt 1,1 Mrd. USD NeoTract übernommen zu haben. Damit wird TFX seine Marktstellung bei den Lösungen im Urologie-Bereich stärken und entsprechend ausbauen können. Für einen deutlichen Wachstumsschub soll dabei das UroLift-System sorgen, eine minimalinvasive Methode zur Behandlung von benigner Prostatahyperplasie, einer gutartigen Vergrößerung der Prostata, die jedoch von der Gefahr des Verschlusses des Blasenauslasses begleitet wird. 

Entsprechend positiv fielen auch die Analystenkommentare aus. Morgan Stanley hat dabei sein Kursziel von 220 USD auf 274 USD angehoben. Auch die Experten von Stephens zeigten sich von der anlaufenden Übernahme begeistert und haben ihr Kursziel von 230 auf 270 USD erhöht. Das „Overweight“-Rating wurde bestätigt. Auch im vergangenen 2. Quartal konnte das Unternehmen mit besser als erwarteten Zahlen aufwarten: Der Q2-Umsatz stieg um 11,6 % auf 528,6 Mio. USD (Konsens: 520,08 Mio. USD). Das EPS von 2,04 USD lag deutlich über den erwarteten 1,91 USD. Im Anschluss hat man die Jahresprognose angehoben und rechnet nun damit, ein EPS von 8,20–8,35 USD statt 8,08–8,23 USD erzielen zu können.

Fundamental betrachtet lässt sich die Unternehmensentwicklung als stabil beschreiben, die Übernahme von NeoTract dürfte für einen Wachstumsimpuls sorgen. Aktuell man mit einer 12,36%igen Nettogewinnmarge bei einer fast 11%igen Eigenkapitalrentabilität. Der 2016er-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 3,22 % auf 1,87 Mrd. USD. Das Nettoergebnis fiel jedoch um 3,06 % auf 237,38 Mio. USD. 

Viel Erfolg und seien Sie profitabel!