Reuters

Sturmschäden zwingen Zurich erneut zu Gewinnwarnung

20.01.2016
um 09:36 Uhr

Zürich (Reuters) - Der Versicherungskonzern Zurich verschreckt die Anleger mit der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von vier Monaten.

Das Schweizer Unternehmen stellte am Mittwoch für das vierte Quartal 2015 Belastungen von insgesamt fast einer Milliarde Dollar in Aussicht. Sorgenkind ist weiterhin die mit einem Prämienanteil von 70 Prozent größte Sparte Sachversicherung, in der Zurich einen Rekordverlust erwartet. Statt eines Gewinns von rund 400 Millionen Dollar gehen die Analysten von KeplerCheuvreux für den ganzen Konzern im Schlussquartal nun von einem Verlust von mehreren hundert Millionen Dollar aus. Die Aktie sackte um bis zu neun Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 224,4 Franken ab.

Im Sachversicherungsgeschäft stellte Zurich für das vierte Quartal einen operativen Verlust von rund 100 Millionen Dollar in Aussicht. Die Stürme in Großbritannien und Irland zum Jahresende dürften bei dem Versicherer mit rund 275 Millionen Dollar zu Buche schlagen. Dazu kämen ein großer Schadenfall im Bereich Kredit- und Kautionsversicherung sowie mehrere große Schäden im europäischen Unternehmensgeschäft.

Doch damit nicht genug. Ein Sparprogramm kostet im vierten Quartal erst Mal rund 475 Millionen Dollar. Und eine Wertberichtigung auf das Lebensversicherungsgeschäft in Deutschland verschlingt weitere rund 230 Millionen Dollar. Diese Aufwendungen verbucht Zurich nicht im Betriebsergebnis.

Die Hiobsbotschaft trifft den fünftgrößten europäischen Versicherer in einem heiklen Moment. Zurich steht kurz davor, einen neuen Chef zu ernennen. Der bisherige Konzernlenker Martin Senn hatte Anfang Dezember das Handtuch geworfen. Die Gewinnwarnung im September, ein praktisch außer Reichweite gerücktes Rentabilitätsziel und die gescheiterte milliardenschwere Übernahme des britischen Versicherers RSA kratzten an der Glaubwürdigkeit des Managers. "Es wird Zeit, dass das schlingernde Schiff endlich wieder einen starken Kapitän erhält", sagte ein Händler nach der erneuten Gewinnwarnung.

Medienberichten zufolge hat Generali-Chef Mario Greco die besten Aussichten, auf dem Zurich-Chefsessel Platz zu nehmen. Wer auch immer den Job bekommt: Ein Lichtblick ist, dass sich die beiden anderen Divisionen - die Lebensversicherungssparte und die US-Geschäft Farmers - laut Zurich im Rahmen der Erwartungen entwickeln. Zudem verfüge der Versicherer über eine starke Kapitalposition.

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