Reuters

Deutsche Börse - Debatte über Euro-Clearing längst nicht beendet

14.06.2017
um 14:46 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter hält den Abzug von Teilen des billionenschweren Derivate-Marktes aus London noch nicht für ausgemachte Sache.

Die Vorschläge der EU zur Verlagerung des Clearing von in Euro gehandelten Wertpapieren seien nach seiner Einschätzung "eher der Anfang als das Ende" der Debatte um die Regulierung der Märkte nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU, sagte Kengeter am Mittwoch auf einem Investorentag in London. Wie auch immer die Diskussion ausgehe, die Deutsche Börse sei darauf vorbereitet.

Der Frankfurter Börsenbetreiber gilt mit seiner Tochter Eurex Clearing als einer der möglichen Gewinner des Brexit. Die EU-Kommission hatte am Dienstag einen Gesetzentwurf vorgestellt, wonach Derivate-Geschäfte in Euro künftig in der EU abgewickelt werden müssen, wenn das Clearing-Haus systemrelevant ist, also eine Schlüsselrolle für das Finanzsystem spielt.

Clearing-Häuser stehen im Handel zwischen Käufer und Verkäufer und springen ein, wenn einer der Handelspartner ausfällt. Damit sorgen sie für Transparenz und Sicherheit des Finanzsystems. Bisher werden die meisten Transaktionen in London abgewickelt. Die Londoner Börse befürchtet, dass das Clearing für die Kunden teurer wird, wenn der Markt zersplittert wird. Die LSE betreibt allerdings auch ein Clearing-Haus in Paris.

Der Deutsche-Börse-Chef setzt nach dem Scheitern der Fusion mit der LSE auf Übernahmen im kleineren Rahmen - etwa im Index-Geschäft. Große Börsenfusionen seien "derzeit nur schwer vorstellbar", räumte Kengeter ein. Bei Zukäufen, Gemeinschaftsprojekten (Joint Ventures) und Minderheitsbeteiligungen gehe es vor allem um eine Ausweitung des Produktspektrums. Die Hälfte der Gewinne will die Börse für Übernahmen ausgeben, die andere Hälfte solle als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden, bekräftigte Kengeter. Auch ohne Zukäufe könne die Börse bis 2019 ein Umsatzwachstum von fünf bis zehn Prozent im Jahr erreichen. Der Nettogewinn soll dank einer strengen Kostenkontrolle dadurch um jährlich 10 bis 15 Prozent wachsen.

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