Reuters

Zurich will Kerngeschäft sanieren und bläst RSA-Kauf ab

21.09.2015
um 14:41 Uhr

Zürich (Reuters) - Die Zurich Insurance Group bekommt ihr Hauptgeschäft Schadenversicherung nicht in den Griff und bläst deswegen die milliardenschwere Übernahme des britischen Versicherers RSA ab.

"Zurich wird sich auf die nötigen Schritte konzentrieren, um das Schadenversicherungsgeschäft wieder auf Kurs zu bringen", teilte der fünftgrößte europäische Versicherungskonzern am Montag mit. An seinen mittelfristigen Zielen hält das Unternehmen fest, warnte allerdings davor, dass die Rentabilität am unteren Ende der angepeilten Spanne liegen dürfte. Immerhin können die Eigentümer nach dem geplatzten Deal darauf hoffen, dass ihnen Zurich eine für Zukäufe vorgesehene Milliardensumme nun ausschüttet.

Zurich wollte für RSA 5,6 Milliarden Pfund (7,7 Milliarden Euro) auf den Tisch legen. Die Schweizer hatten den Zukauf seit Juli geprüft und gemäß den britischen Übernahmeregeln noch bis Dienstag Zeit, um ein verbindliches Angebot vorzulegen. In den Büchern der Briten fand sich einer Zurich-Sprecherin zufolge nichts, was gegen die Übernahme gesprochen hätte.

NEUER SPARTENCHEF SOLL SCHADENVERSICHERUNG AUF KURS BRINGEN

Die mit einem Prämienanteil von nahezu 70 Prozent größte Geschäftssparte steuert im dritten Quartal auf einen operativen Verlust von 200 Millionen Dollar zu. Neben hohen Schadenzahlungen für die Explosionskatastrophe im Hafen der chinesischen Großstadt Tianjin Mitte August bereitet Zurich das Autohaftpflicht- und Großkundengeschäft in den USA Probleme: Schäden aus vergangenen Jahren dürften mehr Geld kosten, als dafür zur Seite gelegt wurde. All das könnte den Konzern im dritten Quartal mehr als eine halbe Milliarde Dollar kosten.

Der neue Chef der Schadenversicherung, Kristof Terryn, plant nun eine gründliche Überprüfung der Sparte, deren Ergebnisse Zurich mit der Quartalsbilanz am 5. November vorlegen will. Terryn löst Anfang Oktober Michael Kerner ab, der den Geschäftsbereich seit 2012 geleitet hatte. Kerner hatte Anfang September seinen Rücktritt erklärt und wird das Unternehmen nach 23 Jahren zum Jahresende verlassen wird.

LETZTE CHANCE FÜR KONZERNLENKER

Die Lebensversicherungs-Sparte und der Geschäftsbereich Farmers in den USA entwickeln sich wie erwartet und Zurich geht weiter davon aus, bis 2016 das Eigenkapitalrendite-Ziel von zwölf bis 14 Prozent zu erreichen. Der Wert dürfte allerdings eher am unteren Ende der Spanne zu liegen kommen, erklärte die Zurich-Sprecherin.

Für Konzernchef Martin Senn könnte es nach dem Rückschlag in der wichtigsten Geschäftssparte und dem geplatzten RSA-Deal nun eng werden. Zurich hatte Ende 2013 unter anderem wegen der mauen Entwicklung der Schadenversicherung sein Renditeziel zurückgeschraubt. Der Konzern hält sich seit Jahren trotz prall gefüllter Kassen mit Zukäufen zurück. Für diesen Kurs wurde Senn wiederholt von Investoren kritisiert, die fehlendes Wachstum bemängeln. Um die Finanzziele zu erreichen, setzt Zurich bislang auf Sparen und den Verkauf wenig rentabler Geschäfte.

Die Zurich-Aktien verloren 1,3 Prozent auf 258,70 Franken. Dass der größte Schweizer Versicherer nicht stärker an Wert verlor, führten Analysten auf Dividendenhoffnungen zurück. Nach der Aufgabe der RSA-Pläne hofften die Anleger, dass überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückfließt. Die RSA-Aktien dagegen brachen im größten Kurssturz seit 13 Jahren um ein Fünftel auf 405 Pence ein. Zurich wollte 550 Pence je Aktie zahlen.

RSA Insurance Group PLC

WKN A1100M ISIN GB00BKKMKR23

Zurich Insurance Group AG

WKN 579919 ISIN CH0011075394