Reuters

Cerberus macht Stunk gegen Kandidat für Commerzbank-AR-Chef

03.08.2020
um 08:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Commerzbank-Großaktionär Cerberus will eine Wahl des ehemaligen LBBW-Chefs Hans-Jörg Vetter zum neuen Commerzbank-Aufsichtsratschef verhindern.

"Wir haben ernsthafte Zweifel, dass Hans-Jörg Vetter die richtige Person für diese Aufgabe ist und über die richtige Erfahrung hierfür verfügt", schrieb der Finanzinvestor in einem Brief an die Commerzbank-Aufsichtsräte. Es gebe Alternativen zu Vetter. "Cerberus hat mindestens zwei Kandidaten identifiziert, die die notwendigen Qualifikationen haben, um die Rolle des Vorsitzenden zu besetzen und die aller Vermutung nach auch das Vertrauen aller wichtigen Interessengruppen genießen würden." Die Namen der Kandidaten nannte er nicht. Das Kontrollgremium kommt an diesem Montag zusammen, um über die Nachfolge des scheidenden Aufsichtsratschefs Stefan Schmittmann zu beraten. Die Commerzbank lehnte eine Stellungnahme ab.

Vetter stand von 2009 bis 2016 an der Spitze der LBBW. Er hatte die Landesbank saniert, nachdem sie in der Finanzkrise 2008 wegen hochriskanter Kreditgeschäfte ins Schlingern geraten war und mit Geldspritzen und Garantien ihrer staatlichen Eigner gerettet werden musste. Davor sanierte er die Bankgesellschaft Berlin. Der 67-Jährige soll sich am Morgen den Aufsichtsräten vorstellen. Im ersten Wahlgang müsste Vetter eine Zweidrittelmehrheit erreichen, um gewählt zu werden.

Cerberus sprach dem Landesbank-Veteranen ab, der bislang kein börsennotiertes Institut geleitet hat, die nötige Erfahrung ab. "Die schwierige Situation der Commerzbank erfordert einen Aufsichtsrat und insbesondere einen Aufsichtsratsvorsitzenden, der den notwendigen, tiefgreifenden Restrukturierungsprozess der Bank mit initiieren und überzeugend begleiten kann", schrieb Cerberus. Besonders wichtig sei die Fähigkeit, mit allen Interessengruppen konstruktiv zusammenzuarbeiten und eine Strategie umzusetzen, die die Commerzbank wieder zu einem relevanten und profitablen Akteur auf dem deutschen Bankenmarkt mache.

CERBERUS FORDERT MITSPRACHE

Zudem monierte der Finanzinvestor, dass er in die Suche nach einem Nachfolger für Schmittmann nicht eingebunden worden sei. Der mit fünf Prozent nach dem Bund (15,6 Prozent) zweitgrößte Aktionär sei davon ausgegangen, "dass der Aufsichtsrat die wesentlichen Interessengruppen zumindest in gewissem Umfang in seine Entscheidungen über Neubesetzungen einbeziehen wird. Dies scheint bisher nicht der Fall zu sein."

Cerberus hatte im Juni eine öffentliche Kampagne gegen die Commerzbank-Führungsspitze gestartet. Mit seiner Kritik an den wenig ambitionierten Plänen für den Konzernumbau sprach er vielen Investoren aus dem Herzen. Diese führte vor einem Monat zu den überraschenden Rücktritten von Aufsichtsratschef Schmittmann und Vorstandschef Martin Zielke. Seitdem sucht die Bank einen Ausweg aus der Führungskrise.

Schmittmann scheidet nach der Sitzung am heutigen Montag aus dem Amt, Zielke bleibt längstens bis Ende des Jahres an Bord. Selbst wenn Vetter zum neuen Aufsichtsratschef gewählt wird, ist ein nahtloser Übergang nicht möglich, da Vetter dem Kontrollgremium bislang nicht angehört und erst gerichtlich bestellt werden müsste. In der Zwischenzeit würde der stellvertretender Aufsichtsratschef, Betriebsratschef Uwe Tschäge, das Gremium leiten.

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