Reuters

LBBW trotz Krieg zuversichtlich - 2021 größter Gewinn seit Finanzkrise

10.03.2022
um 13:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Trotz der unklaren Folgen des Ukraine-Kriegs für die Wirtschaft gibt sich die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zuversichtlich für dieses Jahr.

Man habe zwar ein geringes direktes Engagement in Russland und der Ukraine, sagte LBBW-Chef Rainer Neske am Donnerstag. Dennoch könne man negative Auswirkungen auf Weltkonjunktur, Kunden und damit auch auf das eigene Ergebnis nicht ausschließen. "Wir sind aber als LBBW stark genug, um auch größere wirtschaftliche Verwerfungen - die wir uns alle nicht wünschen - gut zu verkraften." Die Bank peilt 2022 einen Vorsteuergewinn im mittleren dreistelligen Millionenbereich an. 2021 hat die LBBW von Sondereffekten profitiert und ihren Gewinn mehr als verdreifacht auf 817 Millionen Euro - den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008.

Die LBBW sei kerngesund und profitabel, sagte Neske. Allerdings bleibe das Marktumfeld wegen hoher Inflation und geopolitischer Spannungen schwierig. Der Ukraine-Krieg habe die Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung massiv erhöht. "Die LBBW hat ein sehr geringes direktes Risiko in Russland und in der Ukraine", betonte Neske. Das Netto-Kreditexposure in Russland liege bei rund 90 Millionen Euro und mache nur 0,1 Prozent des gesamten Engagements von insgesamt 90 Milliarden Euro allein bei Unternehmenskunden aus.

Als Grund für den Gewinnsprung 2021 nannte die LBBW ein starkes Kundengeschäft und einen nachlassenden Bedarf zur Risikovorsorge. Diese fiel mit 240 Millionen Euro um rund 300 Millionen Euro niedriger aus als 2020. Damals hatten Kreditausfälle durch die Pleite des Zahlungsdienstleisters Wirecard und eine hohe Risikovorsorge wegen der Corona-Pandemie für einen Gewinneinbruch gesorgt. Die LBBW hält ihre Finanzpolster mit einer harten Kernkapitalquote von 14,6 Prozent (Ende 2020: 14,8 Prozent) für komfortabel. Die Erträge kletterten 2021 um elf Prozent auf fast drei Milliarden Euro.

Die LBBW hatte im Januar die Übernahme des Immobilienfinanzierers Berlin Hyp angekündigt. "Der Preis liegt natürlich über einer Milliarde Euro", sagte Neske, ohne jedoch konkreter zu werden. "Nachdem wir zuletzt das Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement (ZWRM) innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe bei uns konzentriert haben, machen wir mit dem Kauf der Berlin Hyp nun den nächsten Schritt zu einer effizienten Bündelung der Kräfte innerhalb der Gruppe", erläuterte Neske. Unterhalb von Fusionen sei man weiter bereit für mehr Zusammenarbeit. Solche Bündelungen dürften aber kein Selbstzweck sein, sondern müssten sich auch wirtschaftlich und strategisch auszahlen. Die LBBW sei hier ein aktiver Gestalter mit Augenmaß und ruhiger Hand.

Neske verneinte die Frage, ob die Hamburg Commercial Bank (HCOB) für die LBBW interessant sein könnte. Die ehemalige HSH Nordbank habe durch die Privatisierung das Sparkassen-Lager verlassen und komme deshalb nicht in Frage. Reuters hatte aus Finanzkreisen berichtet, dass die HCOB-Mehrheitseigner und US-Finanzinvestoren Cerberus sowie JC Flowers den Verkauf der Ex-Landesbank prüfen.

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