Reuters

Richter dämpft Hoffnungen auf nahes Urteil im Fitschen-Prozess

30.11.2015
um 14:02 Uhr

München (Reuters) - Im Strafprozess gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen und frühere Topmanager des Instituts plant das Gericht erst im kommenden Jahr ein Urteil.

"Wir werden voraussichtlich die Terminplanung, vor Weihnachten fertig zu werden, über den Haufen werfen", sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll in der Verhandlung am Montag. Noll wies Vorwürfe der Verteidigung zurück, die Staatsanwaltschaft verschleppe den Prozess mit ihren ausführlichen Beweisanträgen. Gründe für einen solchen Vorwurf seien noch weit entfernt. Man müsse sich mit allen Argumenten befassen. "Im Moment bitte ich um Geduld", sagte der Richter.

Seit April stehen Fitschen, seine Vorgänger Josef Ackermann und Rolf Breuer sowie zwei weitere Ex-Vorstände von Deutschlands größter Bank wegen angeblich versuchten Prozessbetrugs vor Gericht. Die Anklage wirft ihnen Täuschungsversuche in einem Schadenersatzprozess vor, den der Unternehmer Leo Kirch gegen das Institut führte. Kirch und seine Erben machten die Bank für die Pleite seines Medienimperiums im Jahr 2002 verantwortlich, nachdem Breuer in einem Interview Zweifel über Kirchs Kreditwürdigkeit geäußert hatte. Der Schadenersatzstreit endete nach Kirchs Tod mit einem Vergleich.

Die Banker und ihre Verteidiger haben die Vorwürfe wiederholt scharf zurückgewiesen. Sie hoffen auf Freisprüche. Fitschens Rechtsanwälin Barbara Livinius sprach am Montag von "absurden Spekulationen" der Staatsanwaltschaft. Noll ließ in den vergangenen Monaten mehrfach durchblicken, dass ihm die von den Strafverfolgern als Beweise präsentierten Zeugenaussagen und Dokumente bisher nicht ausreichen, um der Anklage zu folgen. Zuletzt forderten die Strafverfolger die Hinzuziehung weiterer Akten und stellten zur Begründung einen Antrag, der mit 90 Seiten ungewöhnlich lang war.

Der frühere Hypovereinsbank-Chef Albrecht Schmidt sagte am Montag als Zeuge, er habe sich vor rund neun Jahren als Vermittler in den Schadenersatzstreit eingeschaltet. Denn unter der öffentlichen Auseinandersetzung habe die Reputation der ganzen Bankenbranche gelitten. "Ich fand das für das gesamte Gewerbe außerordentlich schädlich", sagte Schmidt. Einblick in Einzelheiten des Rechtsstreits habe er jedoch nicht gehabt.

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