Reuters

Bilfinger gelobt Besserung nach Gewinnrückgang

14.02.2023
um 07:57 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Industriedienstleister Bilfinger hat trotz kräftigen Umsatzwachstums im vergangenen Jahr weniger verdient.

Die Erlöse stiegen 2022 gegenüber dem Vorjahr um 15 Prozent auf 4,3 Milliarden Euro, wie das Mannheimer Unternehmen am Dienstag mitteilte. Der Auftragseingang wuchs ebenso zweistellig auf 4,6 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis jedoch sank, in erster Linie wegen einmaliger Restrukturierungskosten von 62 Millionen Euro, um 38 Prozent auf 75 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente der Techniklieferant von Pharma-, Chemie- und Energieunternehmen 28 Millionen Euro nach 130 Millionen Euro vor Jahresfrist. Die operative Rendite sackte auf 1,8 von 3,2 Prozent ab.

Bilfinger-Chef Thomas Schulz verordnete dem Unternehmen schon im Herbst ein Sparprogramm, um auf längere Sicht die Ertragslage zu verbessern. Auf einer Investorenkonferenz kündigte Schulz für die Jahre 2025 bis 2027 ein jährliches Wachstum von vier bis fünf Prozent und eine Marge von sechs bis sieben Prozent an. Etappenziel für das kommende Jahr sind mindestens fünf Prozent. Soviel verdiente Bilfinger zuletzt vor zehn Jahren. Seither betrug die Umsatzrendite im Schnitt knapp zwei Prozent.

Bilfinger will den Gewinn mit der Nachrüstung von Industrieanlagen zum Abbau von CO2-Emissionen steigern. "Wir sehen uns als treibende Kraft bei der Transformation der Industrie hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit", erklärte Schulz. Mehr als sechs Prozent Marge seien für die Branche ein hohes Niveau, sagte Schulz der Nachrichtenagentur Reuters.

Ertragspotenzial sieht der Chef des Mannheimer Traditionsunternehmens in der Standardisierung von Angeboten. "80 Prozent dessen, was wir tun, ist dasselbe - ob bei Ölplattformen, Pharma- oder Chemieanlagen." Rohrleitungsbau oder Industriewartung seien einheitliche Leistungen, die in allen Märkten weltweit angeboten werden könnten. "Das ist wie ein Baukastensystem." Beschäftigte müssten dafür qualifiziert, den Kunden digitale Lösungen angeboten werden. Mit seinem Angebot habe Bilfinger nur zwei, drei Konkurrenten. Ein ausbaufähiger Markt sei etwa Frankreich. Das schwankungsanfällige Projektgeschäft will Schulz weiter verringern und den Umsatzanteil aus länger laufenden Verträgen auf 80 Prozent von zuletzt 65 Prozent steigern. Die klimafreundliche Modernisierung von Anlagen bleibe in den nächsten Jahrzehnten der größte Hebel der Industrie zum Reduzieren des Klimagases CO2. "Nachhaltigkeit wird ein Exportschlager aus Europa", betonte Schulz.

(Bericht von Ilona Wissenbach. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

Bilfinger SE

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