Reuters

UBS peilt Vollzug der Credit-Suisse-Übernahme am 12. Juni an

05.06.2023
um 07:32 Uhr

Zürich (Reuters) - Die UBS steht bei der geplanten Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse kurz vor dem Ziel.

Die UBS erwartet den Vollzug der weltweit bedeutendsten Bankenübernahme seit der Finanzkrise am 12. Juni 2023, wie das Schweizer Institut am Montag mitteilte. Zu diesem Zeitpunkt werde die Credit Suisse Group AG in der UBS Group AG aufgehen. UBS Group AG übernimmt sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der Credit Suisse Group AG. Im Gegenzug erhalten die die Aktionäre der Credit Suisse wie bereits angekündigt eine UBS-Aktie pro 22,48 ausstehendem Titel.

Der Vollzug stehe unter dem Vorbehalt, dass die amerikanische Wertpapieraufsicht SEC die Registrierungserklärung für die auszugebenden Aktien für wirksam erkläre und die UBS die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehe oder auf deren Einhaltung verzichtet. Bei Vollzug der Transaktion würden die Aktien der Credit Suisse und die American Depositary Shares (ADS) von der Schweizer Börse (SIX) und der New York Stock Exchange (NYSE) genommen.

Mit dem Deal entsteht ein Riese mit verwaltetem Vermögen von über fünf Billionen Dollar und mehr als 120.000 Mitarbeitern. Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. Experten rechnen damit, dass die UBS Tausende von Stellen streicht, um Doppelspurigkeiten abzubauen und zu sparen.

Die Credit Suisse häufte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken an, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Eine Reihe von Fehlschlägen und Skandalen ließ zudem das Vertrauen der Kunden in den 167 Jahre alten Konzern erodieren. Um einen Bankensturm zu beenden, orchestrierte die Schweizer Regierung im März eine Notübernahme durch die UBS. Der Kaufpreis von drei Milliarden Franken lag dabei deutlich unter dem Buchwert des Instituts. Seitdem hat sich die Schweizer Nummer eins bei Aufsichtsbehörden rund um den Globus um Bewilligungen für die Übernahme bemüht.

Zur Absicherung der Transaktion haben die Schweizerische Nationalbank und die Regierung über 200 Milliarden Franken an Liquiditätshilfen und Garantien bereitgestellt. Viele Schweizer Politiker sind verärgert, dass nach der UBS während der Finanzkrise der Staat nur 15 Jahre später erneut einspringen musste, um auch die zweite Großbank vor dem Kollaps zu bewahren. Dazu kommen Befürchtungen, dass eine Rettung der neuen UBS, die über eine rund doppelt so große Bilanz verfügt wird wie die jährliche Schweizer Wirtschaftsleistung, die Kräfte des Landes übersteigen könnte.

Schweizer Politiker haben zudem kritisiert, dass der Wettbewerb in Teilen des Heimmarktes mit dem Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse leiden und viele Stellen dauerhaft verloren gehen könnten. Lindernd würde hier eine Abspaltung des Credit-Suisse-Geschäfts im Heimmarkt wirken. UBS-Konzernchef Sergio Ermotti will einen solchen Schritt prüfen und bis zum Ende des Sommers eine Entscheidung fällen.

(Bericht von Oliver Hirt; redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Credit Suisse Group AG

WKN 876800 ISIN CH0012138530