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Raumfahrtfirma OHB will mit Investor KKR weg von der Börse

07.08.2023
um 14:42 Uhr

München (Reuters) - Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB nimmt den US-Finanzinvestor KKR an Bord und will sich nach 22 Jahren von der Börse zurückziehen.

KKR kündigte ein Übernahmeangebot über 44 Euro je Aktie an, mit dem OHB mit 768 Millionen Euro bewertet wird. Die Familie Fuchs, die knapp 70 Prozent der Anteile an OHB hält, will ihre Aktien aber behalten und lässt sich auf 63 Prozent verwässern.

"In Familienunternehmen können sie relativ schnell entscheiden. Das ist ja einer der Gründe für diese Transaktion", sagte Vorstandschef Marco Fuchs, der noch für mindestens fünf Jahre an der Spitze von OHB stehen soll, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Für Raumfahrt-Unternehmen sei die Börse nicht ideal, weil Umsatz und Gewinn schwer planbar seien. "Wir hatten uns auch schon seit einiger Zeit nicht mehr richtig bewertet gefühlt." Wegen des relativ geringen Streubesitzes fristete OHB an der Börse lange ein Mauerblümchendasein.

Die Initiative für den Einstieg von KKR sei von der Familie ausgegangen. Insgesamt steckt der Investor mit dem Kaufangebot, einer Kapitalerhöhung um zehn Prozent und einer Kapitalspritze für die Augsburger Raumfahrt-Tochter Rocket Factory bis zu 338 Millionen Euro in OHB. "Ich glaube, dass KKR genau der richtige Partner ist. Das zeigt uns, dass wir attraktiv sind und dass wir auch weltweit gesehen werden", sagte Fuchs.

TRÄGERRAKETE FÜR KLEINE LASTEN

OHB wolle der führende Raumfahrt-Anbieter für staatliche und kommerzielle Kunden in Europa werden, die etwa Satelliten ins All schießen wollen. "Die Raumfahrt hat in den letzten Jahren eine unglaublich dynamische Entwicklung auch deshalb gemacht, weil dieser kommerzielle Teil dazugekommen ist. Wir wollen uns besser dafür aufstellen", sagte Fuchs. Der geostrategische und militärische Aspekt habe an Bedeutung gewonnen. 2022 setzte OHB mit 3000 Mitarbeitern gut eine Milliarde Euro um, im laufenden Jahr soll die Gesamtleistung auf 1,18 Milliarden Euro steigen, bei einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 709 Millionen Euro.

"Der globale Markt für Raumfahrtlösungen wird weiter wachsen. Wir sehen in Europa großes Potenzial", sagte KKR-Deutschlandchef Christian Ollig. Dazu müsse mehr in Forschung und Entwicklung investiert werden. KKR bietet 233 Millionen Euro für die OHB-Anteile, die nicht der Familie gehören, und will zum gleichen Preis 76 Millionen Euro frisches Kapital beisteuern. Weitere 30 Millionen Euro sollen über eine Wandelanleihe direkt in die Rocket Factory fließen. Das Augsburger Start-up arbeitet an einer Trägerrakete für kleine Lasten, die im Frühjahr 2024 von Schottland aus erstmals in den Weltraum starten soll - etwas später als geplant. Mit dem Geld von KKR soll der Finanzbedarf bis dahin gedeckt sein.

Die Offerte von KKR entspricht einem Aufschlag von knapp 37 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Am Montag stieg die OHB-Aktie um 31 Prozent auf 42,05 Euro.

(Bericht von Alexander Hübner und Sabine Siebold; Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

OHB SE

WKN 593612 ISIN DE0005936124