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Ifo sieht Deutschland in Rezession - "Aber erste Lichtblicke beim Konsum"

30.01.2024
um 08:17 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft rutscht dem Ifo-Institut zufolge im laufenden Winterquartal in eine Rezession ab.

Das Bruttoinlandsprodukt werde von Januar bis März voraussichtlich um 0,2 Prozent zum vorangegangenen Vierteljahr zurückgehen, wie die Münchner Wirtschaftsforscher am Dienstag schätzten. Ende 2023 war Europas größte Volkswirtschaft nach ersten groben Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bereits um 0,3 Prozent geschrumpft.

"Damit würde die deutsche Wirtschaft in der Rezession stecken", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. In nahezu allen Wirtschaftsbereichen klagten die Unternehmen über eine sinkende Nachfrage. "In der Industrie und der Bauwirtschaft sind mittlerweile die dicken Auftragspolster abgeschmolzen, die die Unternehmen noch zu Corona-Zeiten aufgebaut hatten", ergänzte der Ökonom. "Die Auftragseingänge sind seit vielen Monaten rückläufig, und vor allem im Wohnungsbau schwappte eine Stornierungswelle durch das Land." Hinzu komme noch eine restriktive Geldpolitik. Im Kampf gegen die Inflation haben die Notenbanken in Europa und Nordamerika ihre Leitzinsen kräftig angehoben, was derzeit die volle Wirkung entfalte. Die Finanzierung von Investitionen wird dadurch deutlich teurer.

"Zusätzlich wird die Wirtschaft durch eine Reihe von Sonderfaktoren belastet", sagte Wollmershäuser. Dazu zählten der hohe Krankenstand, die Streiks bei der Deutschen Bahn sowie der außergewöhnlich kalte und schneereiche Januar. "Aber erste Lichtblicke gibt es beim privaten Konsum", fügte der Experte hinzu. Die bis Mitte Januar vorliegenden Daten (Kreditkarten, Debitkarten, Bargeld) des Anbieters Mastercard zeigten bereits seit der Adventszeit eine Zunahme der preisbereinigten Umsätze in Einzelhandel und Gastgewerbe an. Der private Konsum könne daher im ersten Quartal 2024 zulegen. "Hier dürfte sich das Wiedererstarken der Kaufkraft bemerkbar machen, da mittlerweile die Einkommen der privaten Haushalte stärker steigen als die Preise", sagte Wollmershäuser.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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