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Autozulieferer ZF investiert in Deutschland nur bei sinkenden Kosten

21.03.2024
um 10:42 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der zweitgrößte deutsche Autozulieferer ZF Friedrichshafen stellt Investitionen in seine deutschen Standorte in Aussicht - aber nur bei sinkenden Kosten.

"Wir sind bereit, kräftig in Deutschland zu investieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und wir hier unsere Kostenbasis verbessern", erklärte ZF-Chef Holger Klein am Donnerstag. Es gebe viele Vorteile des Heimatstandorts, aber auch Nachteile im internationalen Wettbewerb. Sollte die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden, könnten 30 Prozent der bis Ende 2026 geplanten Investitionen ins Inland fließen. Konzernweit soll ein Performance-Programm bis Ende nächsten Jahres sechs Milliarden Euro Einsparungen bringen.

Bei ZF befürchtet der Betriebsrat ähnlich wie bei den anderen großen Autozulieferungen Stellenabbau und weitere Standortschließungen in Deutschland. Die Autoindustrie hat mit schwächeren Märkten zu kämpfen, während sie die teure Umstellung von Verbrennungsmotoren auf klimafreundliche E-Antriebe stemmt. Der größte Zulieferer Bosch und Continental setzen den Rotstift beim Personal an - dagegen protestierten am Mittwoch bei einem bundesweiten Aktionstag 25.000 Bosch-Beschäftigte. Auch Tausende Beschäftigte von ZF zogen dagegen schon vor die Werkstore.

Trotz des schwierigeren Umfelds konnte ZF im vergangenen Jahr Umsatz und Gewinn steigern. Die Erlöse legten um 6,5 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro zu, wobei sich besonders das Nutzfahrzeuggeschäft gut entwickelte. Der bereinigte Vorsteuergewinn (Ebit) war mit knapp 2,4 Milliarden Euro 16 Prozent höher als vor Jahresfrist, so dass sich die Umsatzrendite auf 5,1 von 4,7 Prozent verbesserte. "Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024 bleibt verhalten", erklärte der Stiftungskonzern zum laufenden Jahr. Der Umsatz soll über 45 Milliarden Euro liegen, die Rendite zwischen 4,9 und 5,4 Prozent.

Eine Achillesferse von ZF ist die durch Übernahmen stark gestiegene Verschuldung, die der Vorstand als Argument für die Schließung kleiner Standorte ins Feld führte. Die Nettoschulden wurden 2023 um rund 400 Millionen Euro auf knapp 10 Milliarden Euro verringert. Dabei wurden zwei Milliarden Euro Schulden zurückgezahlt und über die Ausgabe von Anleihen 2,5 Milliarden Euro neue Mittel aufgenommen. "Wir gehen den Schuldenabbau und die Refinanzierung systematisch und prioritär an", erklärte Finanzchef Michael Frick.

(Bericht von Ilona Wissenbach, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com)

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