Reuters

RWE bringt britische Problemtochter in die Spur

11.08.2016
um 14:01 Uhr

- von Tom Käckenhoff und Christoph Steitz

Düsseldorf (Reuters) - Lichtblick für RWE im kriselnden Großbritannien-Geschäft: Der Energiekonzern hat den Kundenschwund auf der britischen Insel gestoppt.

"Wir sind mit Stand Juli auf dem Niveau, wo wir Ende des Jahres 2015 waren", sagte Vorstandchef Peter Terium am Donnerstag. In den ersten sechs Monaten des Jahres hatten der britischen Tochter des Versorgers noch mehr als 200.000 Kunden den Rücken gekehrt. Für RWE ist das Land mit 5,2 Millionen Strom- und Gaskunden der zweitwichtigste Markt nach Deutschland. Der Konzern hatte wegen des Kundenschwunds und Problemen bei der Abrechnung hohe Verluste eingefahren. Im ersten Halbjahr schrumpfte im Gesamtkonzern der Gewinn weiter.

Vor allem wegen Verlusten im saisonal stark schwankenden Handelsgeschäft ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in den ersten sechs Monaten um 5,5 Prozent auf drei Milliarden Euro zurück. Das Nettoergebnis fiel um knapp 74 Prozent auf 457 Millionen Euro. Im Vorjahreswert hatte sich allerdings noch der Verkauf der Öl- und Gasfördertochter Dea niedergeschlagen. Im Gegensatz zum Konkurrenten E.ON sieht RWE keinen Bedarf für Wertberichtigungen bei seinen Kraftwerken. E.ON hatte am Mittwoch nach hohen Abschreibungen auf seine Kraftwerkstochter Uniper für das erste Halbjahr einen Nettoverlust von drei Milliarden Euro vorgelegt und die Aktie auf Talfahrt geschickt. Das RWE-Papier legte am Donnerstag zeitweise um drei Prozent zu.

BRITISCHE TOCHTER SOLL 2017 BETRIEBSGEWINN SCHREIBEN

Die Entwicklung in Großbritannien bedeutet für RWE eine Trendwende. "Wir haben im Juli massiv Kunden hinzugewonnen", berichtete Finanzchef Bernhard Günther in einer Telefonkonferenz. Die Tochter npower werde aber im laufenden Jahr noch Verluste schreiben. 2017 sei beim betrieblichen Ergebnis ein Gewinn möglich. RWE profitierte nach eigenen Angaben zuletzt davon, schneller auf Preiserhöhungen der Konkurrenten reagieren zu können. Zudem seien zahlreiche Kunden, deren Verträge Ende Juni ausgelaufen seien, zurückgewonnen worden. Terium hatte bei der britischen Tochter im vergangenen Jahr die Notbremse gezogen und ein neues Management eingesetzt. "Was dort passiert ist, war ein Desaster", hatte er kritisiert. Rund 350.000 Kunden waren RWE 2015 in Großbritannien davongelaufen. Mit einem Fehlbetrag von 137 Millionen Euro hatte die Tochter wesentlich zum Konzern-Nettoverlust von 170 Millionen 2015 beigetragen.

TERIUM TREIBT BÖRSENGANG VON INNOGY VORAN

Terium bekräftigte die Pläne, noch in diesem Jahr im Zuge einer Kapitalerhöhung rund zehn Prozent der Anteile der Ökostromtochter an die Börse zu bringen. RWE und E.ON müssen Milliardenlasten für den Atomausstieg stemmen. Terium will nach dem Börsengang an die Spitze der Tochter wechseln, in der auch das lukrative Geschäft mit Strom- und Gasnetzen und dem Vertrieb gebündelt wird. Beim Mutterkonzern bleiben die Kohle- und Gaskraftwerke sowie der Energiehandel. Möglich sei, dass RWE beim Börsengang weitere Anteile an Innogy versilbern werde, kündigte der RWE-Chef an.

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