Reuters

Merck-Krebsimmuntherapie floppt in Lungenkrebsstudie

15.02.2018
um 16:41 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck hat mit seinem größten Medikamenten-Hoffungsträger einen herben Rückschlag erlitten.

Die Krebsimmuntherapie Avelumab habe in einer klinischen Studie der Phase-III die Gesamtüberlebenszeit von vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Vergleich zu einer Chemotherapie nicht verlängern können, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Detaillierte Daten will Merck auf einem kommenden Medizinkongress präsentieren. Sie sollen auch an die Zulassungsbehörden übermittelt werden. Trotz des Rückschlags will Merck eine spätere mögliche Zulassung seiner Krebsimmuntherapie zum Einsatz bei Lungenkrebs nicht abschreiben. "Wir sind überzeugt von der Rolle, die Bavencio auf dem Markt für Lungenkrebs spielen kann", sagte Pharma-Forschungschef Luciano Rossetti zu Reuters.

Von der Krebsimmuntherapie, die unter dem Namen Bavencio vermarktet wird und für die eine Partnerschaft mit Pfizer besteht, soll in Zukunft ein Großteil der neuen Pharmaumsätze von Merck kommen. Eine wichtige Rolle spielt dabei aber eine Zulassung zur Behandlung von Lungenkrebs - der weltweit häufigsten Krebsart. Das Mitttel ist zwar schon zur Behandlung einer seltenen und aggressiven Form von Hautkrebs und für Blasenkrebs zugelassen. Für beide Indikationen ist der Markt aber nicht groß. Derzeit laufen mit Avelumab mehrere Studien in der letzten Phase der klinischen Entwicklung, darunter auch eine zur Erstbehandlung von Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Die Ergebnisse dieser Studie erwartet Rossetti im Sommer 2019.

Merck hatte erst im November einen Rückschlag mit Avelumab verdauen müssen, als das Mittel in einer Phase-III-Studie zur Behandlung von Patienten mit inoperablem, rezidivierendem oder metastasiertem Magenkrebs das Ziel verfehlt hatte. Anleger reagierten auf die neusten Studienergebnisse verschnupft: Merck-Aktien drehten ins Minus und gehörten zu den größten Verlierern im Leitindex Dax. Das Unternehmen aus Darmstadt gab sich gleichwohl optimistisch. Bei einem Teil der Lungenkrebspatienten mit verstärkter Ausbildung des Proteins PD-L1 - womit sich der Tumor vor Angriffen des Immunsystems schützt und das von Avelumab blockiert werden soll - sei eine Verbesserung des Gesamtüberlebens beobachtet worden. Dieses Ergebnis war aber nicht statistisch signifikant.

Die Immuntherapie von Krebs gilt als eines der vielversprechendsten Felder der Krebsmedizin. In der Pharmabranche ist ein regelrechtes Wettrennen um die Vorherrschaft in diesem Milliardenmarkt entbrannt. Dabei rangiert Merck aber weiter hinter den US-Rivalen Merck & Co mit dem Mittel Keytruda sowie Bristol-Myers mit der Immuntherapie Opdivo.

Merck KGaA

WKN 659990 ISIN DE0006599905

Pfizer Inc.

WKN 852009 ISIN US7170811035