Reuters

Top-Ökonom - Kaufanreize für Auto sind teuer und unangemessen

21.04.2020
um 08:52 Uhr

Berlin (Reuters) - Eine staatliche Kaufprämie für die von der Corona-Pandemie schwer betroffene deutsche Autoindustrie stößt bei Top-Ökonomen auf wenig Gegenliebe.

"Ich halte die Subventionierung der Automobilbranche durch Kaufanreize für Autos, sei es über eine Abwrackprämie oder eine besser klingende Innovationsprämie, für entbehrlich", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Gabriel Felbermayr, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. "Sie ist sehr teuer, der aktuellen Situation nicht angemessen und ordnungspolitisch problematisch." Vertreter der kriselnden Branche hatten sich zuletzt für staatliche Kaufanreize nach dem Vorbild der Finanzkrise ausgesprochen.

Anders als 2009 - als die Bundesregierung eine "Abwrackprämie" für alte Autos einführte - gebe es diesmal aber kein Problem bei der Finanzierung von Autokäufen, betonte der Ökonom. "Die Menschen haben viel Liquidität und kommen leicht an Kredite mit sehr guten Konditionen", sagte Felbermayr. "Es gibt keinen Grund, warum die Autohäuser nach der Lockerung des Lockdown jetzt nicht langsam wieder voller werden."

Viele Hersteller hätten diesmal Probleme mit ihren Lieferketten. Diese seien durch Schließungen von Fabriken im In- und Ausland, Grenzkontrollen und das Wegbrechen von Flugfrachtkapazität unter Stress. "Diese Probleme müssen so schnell wie möglich beseitigt werden - eine Kaufprämie hilft hier indes nicht", sagte der Ökonom. Zudem befinde sich die deutsche Autobranche diesmal in einem technologischen Umbau. "Es herrscht noch große Unsicherheit, welche Technologie sich am Ende durchsetzen wird", sagte Felbermayr. "Werden nur bestimmte Modelle gefördert, gibt die Politik die notwendige Technologieneutralität auf. Fördert sie alle Modelle, hält sie den Wandel auf."

Die deutsche Importquote bei Autos sei seit 2009 gestiegen. "Das bedeutet, dass die Subventionierung der heimischen Nachfrage stärker als früher ausländischen Anbietern hilft", sagte Felbermayr.

Mercedes-Benz Group AG

WKN 710000 ISIN DE0007100000

Porsche Automobil Holding SE

WKN PAH003 ISIN DE000PAH0038

Volkswagen AG Vz.

WKN 766403 ISIN DE0007664039