Reuters

Bayerns Metall-Arbeitgeber wollen erst 2022 höhere Löhne zahlen

15.02.2021
um 14:47 Uhr

München (Reuters) - Die Beschäftigten in der bayerischen Metall- und Elektro-Industrie sollen bis weit ins nächste Jahr hinein auf Lohn- und Gehaltserhöhungen warten.

Der Arbeitgeberverband vbm legte in der dritten Verhandlungsrunde am Montag ein Angebot vor, das im ersten Halbjahr 2022 eine - nicht bezifferte - Einmalzahlung und erst im zweiten Halbjahr eine prozentuale Lohnerhöhung vorsieht. "2021 gibt es keinen Verhandlungsspielraum", sagte die Verhandlungsführerin der Arbeitgeber, Angelique Renkhoff-Mücke. "Das Thema Pandemie ist nach wie vor präsent." Die Gewerkschaft IG Metall fordert vier Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Sie stößt sich vor allem daran, dass der Vorschlag der Arbeitgeber automatische Abstriche am Tarifergebnis für einzelne Unternehmen vorsieht, wenn es diesen schlecht geht. "Wir können den Unternehmen nicht zumuten, dass sie dann noch einmal in Verhandlungen eintreten, um das Tarifergebnis wegzuverhandeln", sagte Renkhoff-Mücke dazu. Ein konkretes Lohnangebot werde die vbm erst dann vorlegen, wenn diese strukturellen Fragen geklärt seien. Beide Tarifparteien wollen Arbeitsplatzverluste in der Krise durch die Möglichkeit zur Verkürzung der Arbeitszeit vermeiden. Strittig ist aber, wie stark das auf Kosten der Löhne gehen soll.

IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn bekräftigte die Drohung mit Warnstreiks nach Ablauf der Friedenspflicht am 1. März. "Wir werden mit Warnstreiks am 2. März beginnen, wenn die Arbeitgeber nicht auf den Pfad der Vernunft zurückkehren." Renkhoff-Mücke zeigte sich skeptisch, dass ein Abschluss vorher möglich ist: "Wir wünschen uns eine sehr schnelle Einigung. Ich fürchte aber, dass wir nicht so schnell vorankommen werden." Warnstreiks wären aber "nicht angemessen", warnte die Verhandlungsführerin. Das Angebot in Bayern ähnelt dem, das die Arbeitgeber vor zehn Tagen in Nordrhein-Westfalen vorgelegt hatten.

Auch in Baden-Württemberg droht die IG Metall mit Streik. "In den bisherigen zwei Runden hat Südwestmetall (...) sich jeglichen Gesprächen zur Zukunft verweigert. Solange sich das nicht ändert, ist ein Konflikt nach Ende der Friedenspflicht unausweichlich", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger. Vorher, am 25. Februar, soll aber noch einmal verhandelt werden. Der Arbeitgeberverband Südwestmetall will einen Verzicht auf Lohnerhöhungen, bis die Unternehmen das Vor-Krisen-Niveau wieder erreicht haben. "Ein Ende der Krise ist derzeit nicht abzusehen", sagte Tarifexperte Hagen Lesch vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW). "Die Gewerkschaften wären gut beraten, jetzt weiter Maß zu halten und die wirtschaftliche Entwicklung realistischer einzuschätzen."

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