Reuters

Grünes Licht für erste Omikron-Booster in der EU

01.09.2022
um 18:02 Uhr

Frankfurt (Reuters) - In Deutschland ist der Weg frei für Booster mit an die Omikron-Variante angepassten Coronaimpfstoffen.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gab am Donnerstag grünes Licht für die Auffrischungsimpfungen von BioNTech und Pfizer sowie von Moderna. Der zuständige Ausschuss der EMA empfahl die Zulassung der aktualisierten Booster, die sich sowohl gegen die Omikron-Untervariante BA.1. als auch gegen den ursprünglichen Virusstamm richten. Beide Impfstoffe können bei Personen ab zwölf Jahren eingesetzt werden, die mindestens die Grundimmunisierung gegen Covid-19 erhalten haben. Die finale Entscheidung liegt noch bei der EU-Kommission. Deren Zustimmung gilt aber als Formsache.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rief zum Impfen auf. "Ab der nächsten Woche können die Impfungen mit den neuen Impfstoffen beginnen", erklärt der SPD-Politiker. "Jetzt ist der optimale Zeitpunkt, Impflücken für den Herbst zu schließen." Lauterbach bezeichnet die Zulassung der angepassten BA.1-Impfstoffe als Quantensprung im Kampf gegen die Pandemie: "Jetzt können Impfstoffe eingesetzt werden, die gegen alle bisher bekannten Virusvarianten sehr gut wirken."

Noch gibt es aber keine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu den neuen Boostern. Deren Empfehlungen sind zwar nicht bindend, an ihnen orientieren sich aber viele Ärzte. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) forderte eine schnelle Reaktion der Stiko. "Was nützt uns der beste Impfstoff, wenn unklar ist, wer sich damit impfen lassen soll?" Zudem komme schon in wenigen Wochen ein an die Varianten BA.4/BA.5 angepasster Booster hinzu. "Die bestehende Verunsicherung darf nicht dazu führen, dass eine sinnvolle Impfung immer weiter hinausgezögert wird. Deshalb muss sich die Stiko jetzt dringend äußern."

Lauterbach ist nach eigenen Angaben mit der Stiko im Gespräch. Eine Woche nach der Zulassung des neuen Impfstoffs werde das Gremium eine Empfehlung aussprechen, sagte er im ARD-"Morgenmagazin". Auch das Gesundheitsministerium plane eine Aufklärungskampagne. In Deutschland sollen in den zwei Wochen ab dem 5. September die ersten insgesamt 14 Millionen Dosen mit den angepassten Boosterimpfungen von Biontech/Pfizer und Moderna ausgeliefert werden sollen. Sollte die EU-Kommission auch den an BA.4/BA.5 angepassten Impfstoff von Biontech/Pfizer zulassen, was Ende September erwartet wird, werde Deutschland vom Mainzer Hersteller und seinem US-Partner ebenfalls "sehr zügig" mit einer ersten Tranche von 9,5 Millionen Dosen beliefert, hatte Lauterbach den Beteiligten der Impfkampagne geschrieben.

WEITERER BOOSTER GEGEN BA.4/BA.5 IN DEN STARTLÖCHERN

Die EMA setzt mit ihrer Entscheidung anders als ihr Pendant in den USA zunächst auf angepasste Impfstoffe gegen die Omikron-Variante BA.1, die im vergangenen Winter für einen massiven Anstieg der Infektionen gesorgt hatte. In den USA hatte dagegen die Gesundheitsbehörde FDA am Mittwoch die Booster von Biontech/Pfizer und Moderna gegen die inzwischen vorherrschenden Untervarianten BA.4/BA.5 zugelassen. Diese sollen aber auch in der EU zum Einsatz kommen.

Da BA.1 zuerst aufkam, wurden der EMA Daten aus klinischen Studien am Menschen vorgelegt, in denen die angepassten Impfstoffe von den Herstellern getestet wurden. Für die BA.4/5-Vakzine basieren die Anträge bei den US-Behörden nur auf präklinischen Daten. Die Zulassung von Impfstoffen auf Grundlage solcher Daten ist aber nicht unüblich, etwa bei Grippeimpfstoffen, die jedes Jahr an die voraussichtlich zirkulierenden Virusvarianten angepasst werden.

Die EMA erklärte, die Europäische Union wolle über eine breite Palette angepasster Impfstoffe verfügen. "Dies ist ein Schlüsselelement der Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Pandemie, da nicht vorhersehbar ist, wie sich das Virus in Zukunft entwickeln wird und welche Varianten in diesem Winter zirkulieren werden." Andere angepasste Impfstoffe wie die an BA.4 und BA.5 würden bei ihrer Zulassung des Arsenal der verfügbaren Vakzine weiter ausbauen. Die ursprünglichen Corona-Impfstoffe von Biontech und Moderna - Comirnaty und Spikevax - seien nach wie vor wirksam bei der Verhinderung von schweren Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten und Todesfällen, betonte die EMA. Sie sollen weiter bei den Impfkampagnen in der EU eingesetzt werden, insbesondere bei Erstimpfungen.

(Bericht von Patricia Weiß, redigiert von Hans Seidenstücker. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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