Reuters

Edelmetall-Betrug kostet Aurubis mehr als 150 Mio Euro

19.09.2023
um 15:47 Uhr

Hamburg (Reuters) - Der folgenschwere Betrug mit Recycling-Metallen kostet Europas größten Kupferkonzern Aurubis mehr als 150 Millionen Euro und zieht auch den Großaktionär Salzgitter in Mitleidenschaft.

Nach einer eigens angesetzten Inventur fehlten Edelmetalle im Wert von 185 Millionen Euro, erklärte Aurubis am Dienstag in Hamburg. Mit 30 Millionen Euro könne das Unternehmen von der Versicherung und aus beschlagnahmtem Vermögen rechnen. Aurubis und der mit knapp 30 Prozent beteiligte Stahlkonzern Salzgitter müssen wegen des Diebstahls aber ihre Gewinnprognosen für das laufende Jahr deutlich senken.

Bei der Anlieferung von Recycling-Metallen, die bei Aurubis verarbeitet werden, wird der Anteil von Edelmetallen mit Proben geschätzt. Diese seien offenbar manipuliert worden, tatsächlich waren im angelieferten Material weit weniger wertvolle Metalle enthalten, so dass Aurubis dafür zu viel bezahlte. Aurubis hatte den mutmaßlichen Betrug bereits im Juni festgestellt, die Rede war von organisiertem Bandendiebstahl. Ende August sprach der Hamburger Konzern von einem möglichen niedrigen dreistelligen Millionen-Schaden. Nach der Sonderinventur steht jetzt das Ergebnis fest.

Aurubis-Chef Roland Harings will ähnliche Fälle künftig verhindern: "Unsere Ambition ist, die Sicherheitsvorkehrungen so anzuheben, dass Diebstahl und Betrug unmöglich werden." Dazu gehörten strengere Zugangsregelungen sowie schärfere Personen- und Fahrzeug-Kontrollen. Kunden seien durch den Betrug nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Untersuchungen, ob und welche Lieferanten betroffen seien, liefen noch.

Der operative Gewinn von Aurubis werde wegen des Betrugs im Ende September auslaufenden Geschäftsjahr 2022/23 um 140 bis 200 Millionen Euro geringer ausfallen als ursprünglich geplant: Das Unternehmen rechnet nur noch mit 310 bis 350 Millionen Euro - bis Ende August galt noch das Ziel von 450 bis 550 Millionen. Der Großaktionär Salzgitter, in dessen Bilanz die Ergebnisse von Aurubis anteilig einfließen, geht für 2022/23 nur noch von einem operativen Ergebnis (Ebitda) von 650 bis 700 Millionen Euro aus, der Gewinn vor Steuern werde zwischen 200 und 250 Millionen Euro liegen. Die vorherige Prognose von 700 bis 750 Millionen Ebitda und 300 bis 400 Millionen Euro Vorsteuergewinn hatte Salzgitter unter dem Eindruck der Ereignisse bei Aurubis kassiert.

An der Börse herrschte am Dienstag Erleichterung, dort war offenbar Schlimmeres befürchtet worden: Die im Nebenwerteindex MDax notierte Aurubis-Aktie, die stark eingebrochen war, erholte sich um 3,4 Prozent auf 69,66 Euro. Salzgitter stiegen im SDax um 0,8 Prozent auf 24,56 Euro.

(Bericht von Jan C. Schwartz, Tom Käckenhoff und Alexander Hübner; Redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

AURUBIS AG

WKN 676650 ISIN DE0006766504

SALZGITTER AG O.N.

WKN 620200 ISIN DE0006202005