Reuters

Dialysekonzern FMC kämpft mit Corona-Folgen - 5000 Stellen fallen weg

02.11.2021
um 08:52 Uhr

Frankfurt (Reuters) - Die Corona-Pandemie wird für den Dialysekonzern Fresenius Medical Care zu einer größeren Belastungsprobe.

Denn wegen der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante sterben wieder mehr Dialysepatienten von FMC an Covid-19. "Daraus resultierte ein deutlich stärkerer Covid-19-Effekt auf unser Geschäft als wir Anfang des Jahres prognostiziert hatten", sagte FMC-Chef Rice Powell am Dienstag bei der Vorlage der Quartalsbilanz. Er sprach von einer nie dagewesenen Situation, die weiter täglich viele Menschenleben koste. Die Tochter des Gesundheitskonzern Fresenius soll nun mit einem einfacheren Betriebsmodell wetterfest gemacht werden, wodurch die Kosten deutlich sinken sollen. Rund 5000 der über 125.000 Arbeitsplätze fallen weltweit weg.

Künftig will FMC sein Betriebsmodell auf nur noch zwei weltweite Segmente ausrichten. In einem wird das bisher dezentralisierte Produktgeschäft gebündelt. Das andere umfasst das Geschäft mit Gesundheitsdienstleistungen, das pro-forma rund 80 Prozent des Konzernumsatzes ausmacht. Das bisherige Betriebsmodell ist derzeit noch in vier Weltregionen aufgeteilt mit einigen Querschnittsfunktionen. Von der Neuausrichtung verspricht sich Powell mehr Kosteneffizienz und zusätzliche Wachstumsmöglichkeiten.

Bis 2025 erwartet FMC eine Senkung der jährlichen Kostenbasis um 500 Millionen Euro. Allerdings werden dafür auch Einmalinvestitionen von rund 450 bis 500 Millionen Euro fällig. Nettoeinsparungen werden erstmals für das Jahr 2023 erwartet. Fresenius hatte bereits angekündigt, das Betriebsmodell seiner Dialysetochter einer umfassenden Überprüfung unterziehen und Details dazu im Herbst veröffentlichen zu wollen.

FMC bekommt die Folgen der Corona-Pandemie stark zu spüren. Sie beeinträchtigt die Geschäfte, denn gerade Dialysepatienten sind anfälliger für Covid-19. Allerdings hatten sich die Übersterblichkeitsraten bei diesen Patienten dank der fortschreitenden Impfkampagnen im zweiten Quartal noch deutlich verringert. Das hat sich im dritten Quartal durch Delta wieder geändert. Eigentlich hatte FMC mit einer Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte gerechnet und geht nun davon aus, dass die Übersterblichkeit im vierten Quartal zurückgehen wird.

2021 erwartet FMC Umsatz und Konzernergebnis nun am unteren Ende der Prognosespanne. Demnach droht währungsbereinigt ein Rückgang des bereinigten Konzerngewinns von bis zu 25 Prozent. Im dritten Quartal fiel er um 21 Prozent auf 277 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um ein Prozent auf 4,4 Milliarden.

FRESENIUS HEBT ZIELE AN

Die Konzernmutter Fresenius, die wie ihre Dialysetochter im deutschen Leitindex Dax notiert ist, erhöhte dagegen trotz der Corona-Belastungen ihre Ziele. Der Konzern rechnet nun mit einem währungsbereinigten Anstieg des Umsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich. Bislang war ein Zuwachs im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich in Aussicht gestellt worden. Beim währungsbereinigten Konzernergebnis wird nun ein Anstieg am oberen Ende der Prognosespanne erwartet, die ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich vorsieht.

Im dritten Quartal kletterte der Umsatz von Fresenius um fünf Prozent auf 9,3 Milliarden Euro. Währungsbereinigt stand ebenfalls ein Plus von fünf Prozent zu Buche, ohne Corona-Belastungen hätte das Unternehmen ein Wachstum von bis zu acht Prozent erzielt. Der Konzerngewinn legte um zwei Prozent auf 435 Millionen Euro zu.

An der Börse kamen die Pläne gut an, die Aktien von FMC und Fresenius legten im vorbörslichen Geschäft deutlich zu.

Fresenius Medical Care AG

WKN 578580 ISIN DE0005785802

Fresenius SE & Co. KGaA

WKN 578560 ISIN DE0005785604